Seite:OAB Horb 142.png

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westlich gelegenen Oberamtsstadt, ferner nach Obernau und Rottenburg, nach Eckenweiler und Ergenzingen, nach Schwalldorf und nach Wachendorf, wohin im Jahr 1854 eine neue gute Steige mit 51/2 % Steigung für 4500 fl. Baukosten angelegt wurde, an der sich oben ein Denkstein für den Minnesänger Hartmann v. Ow, † 1210 – mit verschiedenen Baumarten umpflanzt – befindet. 1

Die Einwohner sind im allgemeinen wohl gewachsene, kräftige und gewandte Leute, die nicht selten ein hohes Alter erreichen; gegenwärtig lebt ein 93 Jahre alter, noch ziemlich rüstiger Mann im Ort. Die Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und einigem Kleingewerbe. Die ökonomischen Verhältnisse gehören trotz des unverdrossenen Fleißes und der eingezogenen Lebensweise der Einwohner nicht zu den guten, theils weil die Güter alle auf der Hochebene liegen und deßhalb beschwerlich und kostspielig zu bebauen sind, theils weil die ergiebigsten Grundstücke den adeligen Gutsbesitzern von Stauffenberg und von Raßler gehören; im Eigenthum des ersteren steht der Hof Hennenthal (s. unten), der letztere besitzt ein auf der Markung zerstreut liegendes, etwa 400 Morgen großes Gut, worunter sich 100 Morgen Waldungen befinden. Der vermöglichste Bürger besitzt etwa 50 Morgen, der Mittelmann 20 Morgen und die ärmere Klasse 1 Morgen. Die mäßig große Markung, von der überdieß noch ein ziemlicher Antheil mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der Steilgehänge gegen den Neckar und die Starzel eine ebene Lage und einen meist aus fruchtbarem Lehm und theilweise Malm bestehenden Boden; an den Abhängen treten die Zersetzungen und Trümmer des Muschelkalks auf und in der Thalebene haben sich sandige Alluvionen abgelagert, die einen etwas trockenen, dem Wiesenbau nicht besonders günstigen Boden liefern. Hauptmuschelkalk wird allenthalben gewonnen. Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Flanderpflüge, Walzen, Reps-Sämaschinen etc.) und kräftiger Düngungsmittel (Jauche, Gips, Hallerde etc.) mit vielem Fleiß betrieben; man baut Dinkel, Weizen, Gerste, Haber, Ackerbohnen, Erbsen, Linsen und wenig Roggen; in der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Reps etc. Der Hopfenbau ist in neuerer Zeit sehr in Aufnahme gekommen und liefert ein Erträgniß, das dem Rottenburger gleich kommt und von dem etwa 60–80 Centner nach Außen abgesetzt werden. Flachs und Hanf baut man für den eigenen Bedarf, dagegen wird viel Reps nach Außen verkauft. Von den Getreideerzeugnissen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)