Seite:OAB Horb 157.png

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enthält und mit einem Satteldach versehen ist. Von den auf dem Thurme hängenden Glocken ist die größere 1655 gegossen worden, die kleinere trägt in alten Majuskeln die vier Evangelistennamen als Umschrift. Das Langhaus ist auf der Nordseite stylwidrig verändert, auf der Südseite enthält es spitzbogige Fenster ohne Füllungen und ein aus Stein gut gearbeitetes Marienbild mit dem Jesuskinde, über dem sich ein Baldachin erhebt. Der mit Strebenpfeilern versehene, mit einem halben Achteck schließende Chor hat frühgothische, in den spitzen Bogentheilen mit Maßwerk gefüllte Fenster. Das Innere des Langhauses ist flach gedeckt, während der Chor ein doppeltes Kreuzgewölbe enthält, dessen Gurten theils von Fratzengesichter vorstellenden Consolen, theils von halbrunden, an den Wänden herunterlaufenden Säulen ausgehen. Die Gewölbeschlußsteine enthalten einen Christuskopf und ein Agnus Dei. Der Thurm wird von einer runden Säule unterstützt.

Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche.

Das in der Nähe der Kirche gelegene Pfarrhaus, welches die Gemeinde zu unterhalten hat, befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Ein Schulhaus mit zwei Lehrzimmern wurde 1823 erbaut; der Schulmeister wohnt in einem abgesonderten, der Gemeinde gehörigen Gebäude. Eine Industrieschule besteht.

An der Landstraße steht das 1845 massiv aus Stein erbaute, ansehnliche Rathhaus, das in seinem unteren Stockwerk eine Gemeindebackanstalt enthält; überdieß ist ein öffentliches Waschhaus vorhanden.

An der Nordseite des Dorfs stand eine Kapelle, jetzt in ein Wohnhaus umgewandelt, in deren Nähe alte Gräber aufgedeckt wurden.

Gutes Trinkwasser liefern fünf Pumpbrunnen, die jedoch in ganz trockenen Jahrgängen nachlassen, so daß periodisch Wassermangel entsteht.

Die sehr thätigen Einwohner sind im allgemeinen schön gewachsene, gesunde Leute, die selten von Krankheiten heimgesucht werden und häufig ein hohes Alter erreichen. Bei einfacher Lebensweise finden sie ihre Haupterwerbsquelle in der Landwirthschaft; jüngere Männer arbeiten in neuerer Zeit häufig als Maurer und Steinhauer, während die übrigen Gewerbe nur dem nöthigsten örtlichen Bedürfnisse dienen. Die ökonomischen Verhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren und der vermöglichste Bürger besitzt etwa 50 Morgen Felder, der sogenannte Mittelmann 18 Morgen und die ärmere Klasse 1–2 Morgen.

Die mittelgroße Markung bildet einen von kleinen Thälchen und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)