Seite:OAB Horb 161.png

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Die im allgemeinen körperlich wohlgestalteten und kräftigen Einwohner sind freundliche, gutmüthige Leute, die mit großem Fleiß Landwirthschaft treiben und sich in guten Vermögensumständen befinden; einzelne besitzen größere Güter und der bedeutendste Grundbesitz besteht in 90 Morgen Felder und 30 Morgen Waldungen, der mittlere in 40 Morgen Felder und 2–3 Morgen Waldungen und der geringste in 1–3 Morgen Felder. Die Lebensweise ist einfach und die Tracht nähert sich der des Schwarzwaldes.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl nicht unbedeutende Markung bildet einen Theil der hügeligen Muschelkalk-Hochebene, die sich an den Schwarzwald anlehnt und gleichsam den Saum desselben bildet; der Boden ist daher ein fruchtbarer, kalkreicher, jedoch mit vielen Muschelkalktrümmern vermischter; in den Vertiefungen und Thälchen haben sich sehr fruchtbare Lehme abgelagert. Zur Verbesserung des Bodens wird außer dem gewöhnlichen Stalldünger, die Jauche, der Gips und die Salzasche angewendet.

Unter Benützung verbesserter Ackergeräthe, wie der Flanderpflüge, der eisernen Eggen, der Repssämaschinen etc. wird der Ackerbau im System der Dreifelderwirthschaft gut und fleißig getrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorzugsweise Dinkel und Weizen. Bei einer Aussaat von 8 Simri Dinkel, 3–31/2 Simri Weizen, 3 Simri Gerste, 4 Simri Haber, erntet man von dem Morgen durchschnittlich 6–8 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Weizen, 6 Scheffel Gerste, 5–7 Scheffel Haber.

Die Brache wird ungefähr zur Hälfte angebaut mit Kartoffeln, Futterkräutern (dreiblättrigen Klee, Luzerne, etwas Esparsette), Angersen, viel Reps, wenig Mohn, Flachs und Hanf; die beiden letzteren nicht hinlänglich, so daß noch von Außen aufgekauft werden muß. Der im Zunehmen begriffene Hopfenbau ist bis jetzt noch nicht von Belang.

Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 100–600 fl. Von den Getreidefrüchten werden etwa 2000 Scheffel nach Außen abgesetzt.

Die Wiesen liefern größtentheils gutes Futter und zwar von Morgen 25 Cent. Heu, 12 Cent. Öhmd; Wässerung findet keine statt. Der geringste Preis eines Morgens ist gegenwärtig 150 fl., der mittlere 400 fl. und der höchste 700 fl.

Die Obstzucht ist nicht bedeutend, obgleich sie fleißig gepflegt wird; das Obst (gewöhnliche Mostsorten und Zwetschgen) geräth

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)