Seite:OAB Horb 208.png

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bemittelt sind. Die meisten Einwohner sichern ihr spärliches Auskommen durch Handel mit Obst, Waldbeeren und anderen Victualien und durch Verfertigen von Bürsten, Körben, Regenschirmen etc. etc., welche sie auf dem Wege des Hausirens im Inland und in das benachbarte Baden und Hohenzollern absetzen. Überdieß sind die für das örtliche Bedürfniß unumgänglich nothwendigen Handwerker, eine gute Schildwirthschaft und zwei Krämer vorhanden. Zur Erleichterung der Bürstenfabrikation ist im Ort eine Bohrmaschine und ein Drehstuhl gegen eine ganz mäßige Abgabe von Seiten der Benützenden aufgestellt.

Die sehr kleine Markung, von der überdieß ein Theil mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme des mäßig eingeschnittenen Waldbach-Thales eine ziemlich ebene Lage und einen mittelfruchtbaren, rothsandigen Boden (Zersetzung des bunten Sandsteins), der gegen Osten allmählig in die ziemlich unfruchtbaren Zersetzungen des Wellenmergels, Wellendolomits und endlich der Anhydritgruppe übergeht. Dem im allgemeinen düngerbedürftigen Boden wird, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Mergel, Compost, Gips, Salzasche etc. nachgeholfen. Östlich vom Ort befindet sich ein ansehnlicher Steinbruch im bunten Sandstein, der gute Werksteine liefert.

Die unbedeutende Landwirthschaft wird, so weit es die Verhältnisse erlauben, gut betrieben und die Felder, theils von auswärtigen Fuhrleuten gepflügt, theils mit der Haue bearbeitet. Man sät auf den Morgen 9 Sri. Dinkel, 4 Sri. Gerste, 7 Sri. Haber, 4 Sri. Roggen, 4 Sri. Weizen und erntet durchschnittlich 6 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Gerste, 6 Scheffel Haber, 3 Scheffel Roggen und 4 Scheffel Weizen. Die geringsten Preise eines Morgens Acker sind gegenwärtig 25–30 fl., die mittleren 80–100 fl. und die höchsten 180–200 fl. Absatz nach Außen findet nicht statt. Überdieß werden Kartoffeln, Futterkräuter, Kraut, Kohlraben etc. gebaut.

Die theilweise wässerbaren Wiesen sind zweimähdig und ertragen im Durchschnitt 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd per Morgen; ihre Preise bewegen sich von 230–400 fl.

Die Obstzucht ist wegen des rauhen Klimas ganz unbedeutend.

Die Zucht des Rindviehs ist von keinem Belang und nur wenige Bürger ziehen junges Vieh nach, wobei sie die Kühe von Farren in benachbarten Orten bespringen lassen.

Schweinezucht besteht nicht und sämtliche Ferkel, von halbenglischer und bayerischer Race, werden in nicht großer Anzahl eingeführt und für das Haus gemästet.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_208.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)