Seite:OAB Horb 216.png

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ansehnlichen Gebäude wohnen der Gutspächter und der Revierjäger. Rückwärts desselben liegen in einem engen Seitenthälchen des Neckarthales die Pappendeckelfabrik und einige, meist von Taglöhnern bewohnte Häuser.


Mühringen,
mit Hohen-Mühringen, Schloß,
Gemeinde II. Klasse, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1143 Einw., wor. 9 Evang. und 489 Israel. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Mühlen eingepfarrt.


In dem tief eingeschnittenen, ziemlich breiten, wiesenreichen Eyachthale ist der große, unregelmäßig angelegte Ort, theils in die Thalebene, theils an die Steilgehänge auf der linken Seite des Flüßchens, gegen Nord- und Westwinde wohl geschützt, hingebaut. Die Gebäude sind in den unteren Stockwerken aus Stein, die übrigen Theile aus Holz erbaut und etwa ein Drittel derselben verblendet, was dem Ort theilweise ein städtisches Ansehen verleiht.

Die 1752–53 im Rococostyl erbaute Pfarrkirche zum heil. Gallus trägt auf der westlichen Giebelseite einen viereckigen, gegen oben in ein Achteck übergehenden Dachreiter und über dem Eingang in das Langhaus ist der h. Nepomuk nebst den Wappen der Herren von Rauner und von Widmann angebracht; den Chorschluß bildet ein Halbrund. Das freundliche, weißgetünchte Innere der Kirche enthält außer zwei alten Holzbildern, der h. Gallus und der h. Johannes, nichts Bemerkenswerthes.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, welche wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt wird. Das Patronatsrecht hat der Freiherr von Münch.

Der Begräbnißplatz liegt ziemlich entfernt (östlich) vom Ort.

Das zunächst der Kirche gelegene Pfarrhaus wird aus einem besonderen Fonds unterhalten.

Das Schulhaus wurde 1836 erkauft und zu seiner gegenwärtigen Bestimmung eingerichtet; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Das israelitische Schulhaus, früher Gasthof zum Hirsch, wurde in den 1840ger Jahren erkauft und daselbst ein Lehrzimmer und die Wohnungen des Rabiners und des Schulmeisters eingerichtet. Eine christliche und eine israelitische Industrieschule bestehen.

Die ansehnliche im modernen Rundbogenstyl gehaltene Synagoge wurde mit einem Kostenaufwand von 20.000 fl. 1807–10 erbaut; das freundliche Innere enthält an der Decke eine ovale, tief

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)