Seite:OAB Horb 219.png

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und Vicinalstraßen nach Ahldorf, Wiesenstetten, Imnau, Felldorf und Weitingen.

Bis zu dem nächst gelegenen Bahnhof bei Börstingen beträgt die Entfernung eine Stunde.

Die Einwohner sind im allgemeinen kräftige, gesunde Leute von mittlerer Größe, die nicht selten ein ziemlich hohes Alter erreichen; es gibt viele 70jährige, einige 80- und 90jährige Personen. Die Lebensweise und Sitten, wie auch die Tracht, sind halbstädtisch, was hauptsächlich von den vielen im Ort ansäßigen Israeliten herrührt.

Da nahezu die Hälfte der ohnehin kleinen Markung Eigenthum des ritterschaftlichen Gutsbesitzers Freiherrn von Münch ist, so sind die christlichen Einwohner neben der Landwirthschaft zum Betrieb der Gewerbe und Taglohnarbeiten, die israelitischen aber beinahe ausschließlich auf den Handel mit Vieh, Leder, Tuch etc. hingewiesen. Da überdieß die meisten Güter auf der Hochebene oder an den steilen Bergabhängen liegen, so ist der Feldbau nicht nur sehr beschwerlich, sondern auch wegen der Aufführung des Düngers und Abführung der Erträgnisse mit großem Aufwand von Zugkräften und Geld verbunden. Die Vermögensumstände gehören zu den mittleren; mit Ausnahme des Gutsbesitzers Freiherr v. Münch hat der vermöglichste Güterbesitzer 34 Morgen, der sog. Mittelmann 6 Morgen, die minder bemittelte Klasse 1/2 Morgen und viele haben gar keinen Grundbesitz. Das dem Freiherrn von Münch gehörige Gut, welches mit Dommelsberg zusammenhängt und nur ein kleinerer Theil vereinzelt auf der Markung liegt, besteht aus 479 Mrg. Ackerland, 112 Morgen Wiesen, 23 Morgen Gärten, 52 Morgen Weiden und 467 Morgen Waldungen. Das Gut wird theils in acht, theils in vier Rotation, mit ausgedehntem Hopfenbau (20 Morgen) sehr rationell bewirthschaftet.

Der Boden ist fruchtbar und besteht aus den Verwitterungen des Muschelkalkdolomits und des Hauptmuschelkalks; auch Lehm kommt vor. Steinbrüche sind im Hauptmuschelkalk, im Muschelkalkdolomit und im jüngeren Süßwasserkalk (Kalktuff) angelegt. Lehmgruben sind drei vorhanden.

Zur Verbesserung des Bodens wird neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, Gips, Mergel, Hallerde, Compost, künstlicher Guano und fleißig gesammelte Jauche verwendet. Zur Bearbeitung des Feldes bedient man sich des Flandrischen Pflugs und der Reps wird häufig mit der Maschine gesät, während bei der vorzüglichen Musterwirthschaft

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_219.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)