Seite:OAB Horb 220.png

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der Gutsherrschaft alle neuesten landwirthschaftlichen Geräthschaften zu finden sind.

Der Ackerbau wird, mit Ausnahme des freiherrlichen Guts, im Dreifeldersystem sehr gut betrieben und die Brache mit Kartoffeln, Futterkräutern, Erbsen, Rüben, Wicken etc. vollständig eingebaut. Aussaat rechnet man auf den Morgen 6–8 Sri. Dinkel, 3–4 Sri. Weizen, 3–4 Sri. Gerste und 6 Sri. Haber; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Weizen, 6–7 Scheffel Gerste und 6–7 Scheffel Haber per Morgen angegeben.

Von Handelsgewächsen zieht man Hanf und wenig Flachs für den eigenen Bedarf, während der größte Theil des Hopfen- und Repsertrags nach Außen abgesetzt wird. Getreidefrüchte verkauft die Herrschaft sehr viele nach Außen, die Privaten aber nur theilweise an Bäcker im Ort. Die geringsten Preise eines Morgens Acker betragen gegenwärtig 450 fl., die mittleren 7–800 fl. und die höchsten 1000 fl.

Der Gartenbau beschränkt sich auf den Anbau der nöthigsten Küchengewächse für das häusliche Bedürfniß, während die Gutsherrschaft denselben durch einen eigens dazu angestellten Gärtner in namhafter Ausdehnung betreiben läßt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert ein vortreffliches Futter; die Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, sind durchgängig zweimähdig und ertragen im Durchschnitt 30–36 Centner Heu und 20 Centner Öhmd per Morgen. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 800–1200 fl.

In den um das Ort gelegenen Gärten, besonders aber in den der Gutsherrschaft gehörigen großen Grasgärten wird die Obstbaumzucht sorglich gepflegt; man zieht von Kernobst außer den gewöhnlichen Most- und Dörrsorten auch feineres Tafelobst und von Steinobst Kirschen und Zwetschgen. Das Obst, welches im Ort verwendet wird, gedeiht gerne und nur im Eyachthale zeigen die Obstbäume wegen des kiesigen Untergrundes kein gutes Fortkommen. Baumschulen sind mehrere vorhanden.

Die Weiden sind sehr gut und auf der ganzen Markung Eigenthum des ritterschaftlichen Gutsbesitzers, der 700 Stücke feine Bastardschafe auf ihr und auf dem Gut Dommelsberg laufen läßt und auch den Pferch zur Benützung hat. Die Überwinterung geschieht im Ort und in dem nahe gelegenen Gut Dommelsberg. Die Wolle wird auf dem Kirchheimer Markt abgesetzt. Pferdezucht treibt nur die Gutsherrschaft, welche arabische und mecklenburgische Stuten ankaufte,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_220.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)