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in den Mulden und Thälchen fruchtbare Lehme abgelagert haben. Zur Verbesserung des Bodens verwendet man, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, die Jauche und den Gips.

Die Landwirthschaft wird gut und umsichtig betrieben, ist jedoch ziemlich beschwerlich, da die meisten Güter auf der Anhöhe, zu welcher steile Wege führen, oder an den stark geneigten Abhängen liegen; man baut im Dreifeldersystem mit Anwendung des Flandrischen Pflugs die gewöhnlichen Getreidearten und in der Brache Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken, Reps und Hanf. Bei einer ziemlich starken Aussaat wird der Ertrag zu 8–9 Scheffel Dinkel, 21/2–3 Scheffel Weizen, 3–4 Scheffel Gerste und 4–5 Scheffel Haber per Morgen angegeben. Die Preise eines Morgens bewegen sich bei den Äckern von 150–800 fl. und bei den Wiesen von 200–850 fl. Von den Getreideerzeugnissen werden jährlich bedeutende Quantitäten meist auf die Schranne nach Freudenstadt zum Verkauf gebracht.

Früher bestand auf der Markung ein großes, der Johanniterordens-Komende gehöriges Gut, das 1806 durch Kauf an den Staat überging; dieser verkaufte es 1822 an einzelne Bürger, was sehr vortheilhaft auf die ökonomischen Verhältnisse des Orts einwirkte.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen nur wenig Wässerung zukommt, sind ergiebig und liefern gutes nahrhaftes Futter.

Die Obstzucht ist in Vergleichung mit den übrigen Bezirksorten ziemlich ausgedehnt und wird fleißig gepflegt, indessen geräth das Obst nicht besonders gerne; am häufigsten liefert das Steinobst einen erklecklichen Ertrag. Eine Baumschule besteht unter der Aufsicht des Frohnmeisters. Das Obst wird für den eigenen Bedarf gemostet und gedörrt.

Die im allgemeinen gute Weide wird mit Einschluß der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer um etwa 600 fl. jährlich verpachtet; die Pferchnutzung trägt gegen 400 fl. ein.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace beschäftigt, befindet sich wegen Mangels an Wiesen in mittelmäßigem Zustande; das Vieh ist minder schön als in anderen Orten der Umgegend. Zur Nachzucht sind drei Farren auf Kosten der Gemeinde aufgestellt. Mit Viehhandel beschäftigen sich nur einzelne Israeliten.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht; die Ferkeln werden alle von Außen bezogen und für den eigenen Bedarf gemästet.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)