Seite:OAB Horb 235.png

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Grundeigenthum noch Kapitalien. In Lebensweise und Sitten gleichen die Einwohner den übrigen Gäubewohnern; es schwindet auch hier allmählig die alte Volkstracht und gestattet einer zwischen der städtischen und bäuerlichen inne stehenden Kleidung immer mehr Eingang. Besondere Volksbelustigungen kommen nicht mehr vor, bei Hochzeiten und Taufen tragen die Braut, die Brautjungfer und die Gevatterin, wenn letztere noch ledigen Standes und eine Jungfrau ist, noch die sog. Schappeln; unmittelbar nach der Trauung werden von den Brautleuten und den Ehrengesellen drei Tänze gethan, der „Schappelntanz“ genannt.

Die mittelgroße von Südwest nach Nordost in die Länge gedehnte Markung ist, mit Ausnahme der Steilgehänge gegen das Neckarthal und eines Seitenthälchens desselben, beinahe eben und hat im allgemeinen einen sehr fruchtbaren, größtentheils aus den Verwitterungen des Muschelkalkdolomits (Malm) und Lehm bestehenden Boden. Mehrere Muschelkalksteinbrüche, ein Muschelkalkdolomitbruch und eine Lehmgrube sind vorhanden.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig, Hagelschlag kommt selten vor, dagegen schaden zuweilen Frühlingsfröste dem Obst und dem Reps.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem sehr gut getrieben und von der Gemeinde auf jede Weise durch Anlegung zweckmäßiger Wege, Anschaffung verbesserter Ackergeräthe (Repssämaschine, Häufel- und Felgpflug, zwei Eggen zum Ausreuten der Luzerne-Äcker etc.) begünstigt. Im Übrigen sind verschiedene Pflüge im Gebrauch, am häufigsten der Hebelpflug mit einer Vorrichtung zum Drehen desselben. Die Düngerstätten sind zweckmäßig mit Güllenbehältern eingerichtet; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird auch die sog. Salzasche und Hallerde sehr häufig verwendet. Man baut die gewöhnlichen Getreidearten und vorzugsweise Dinkel, Gerste und Haber; in der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Angersen, Futterkräuter (viel dreiblätterigen Klee, Luzerne und etwas Esparsette), Ackerbohnen, ziemlich viel Kohlreps, auch Rübreps, wenig Mohn, wenig Flachs, desto mehr Hanf. Der Hopfenbau wird gegenwärtig auf 12 Morgen getrieben. An Aussaat rechnet man auf den Morgen 7–8 Sri. Dinkel, 3 Sri. Gerste, 31/2 Sri. Weizen, 51/2 Sri. Haber und der Ertrag eines Morgens wird zu 10–12 ausnahmsweise 14 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Gerste, 5–6 Scheffel Weizen, 6–7 Scheffel Haber, angegeben. Die Preise der Äcker bewegen sich von 400–900 fl. und die der Wiesen von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_235.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)