Seite:OAB Horb 245.png

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Neckarthale, das sich unterhalb des Orts ziemlich erweitert und ergiebigen Acker- und Wiesenbau gestattet. Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht auf der Anhöhe meist aus Lehm, an den Gehängen aus den kalk- und steinreichen Zersetzungen des Muschelkalks und an den Ausläufern und in der Thalebene haben sich ergiebige Lehme und Alluvionen abgelagert. Zur Verbesserung des Bodens benützt man neben dem natürlichen Dünger, Jauche, Gips und Kompost. Ein Gipsbruch ist vorhanden.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustande und die rationelle Bewirthschaftung der gutsherrlichen Güter übt einen günstigen Einfluß auf dieselbe aus. Im Dreifeldersystem baut man mit Anwendung des Flandrischen und Hohenheimer-Pflugs die gewöhnlichen Cerealien und in der ganz angeblümten Brache Futterkräuter, Reps, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, Futterwicken, Kartoffeln und Hanf; letzteren auch in eigenen Ländern. Auch Hopfen kommt zum Anbau; er geht durch Händler in’s Bayerische, während der Reps in das Unterland und in das Badische abgesetzt wird. Die Getreidefrüchte werden an sog. Schäufler verkauft, welche sie alsdann in Tübingen, Rottenburg, Sulz und Freudenstadt wieder absetzen; Gerste wird auch in’s Badische verkauft. Indessen geschieht der Verkauf von Felderzeugnissen hauptsächlich nur von der Gutsherrschaft, während die Einwohner die Erträgnisse ihrer Felder meist selbst verbrauchen. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 6 Sri. Gerste, 7 Sri. Haber, beträgt die Ernte 8–12 Scheffel Dinkel, 5–8 Scheffel Gerste und 6–7 Scheffel Haber per Morgen.

Die geringsten Preise eines Morgens Acker betragen gegenwärtig 400–500 fl., die mittleren 600–800 fl. und die höchsten 900 bis 1000 fl., ebenso sind die Wiesenpreise.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert gutes Futter (das sogen. schwere Thalfutter) und zwar durchschnittlich vom Morgen 35 Cent. Heu und 15 Cent. Öhmd. Die Wiesen sind durchaus zweimähdig und ohne Wässerung.

Die Obstzucht ist ganz unbedeutend und der Gartenbau wird nur von der Gutsherrschaft in einiger Ausdehnung gepflegt.

Die Rindviehzucht ist gerade nicht von Bedeutung, jedoch im Zunehmen begriffen; man züchtet einen gewöhnlichen Landschlag, der durch Schweizerfarren zu verbessern gesucht wird. Die Gemeinde hat keine eigene Farren, sondern benützt die in Weitenburg und Bieringen aufgestellten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)