Seite:OAB Horb 247.png

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aus verschiedener Zeit einen besonderen Gebäudekomplex, der den innern ansehnlichen Hofraum einschließt; zu demselben führt ein im Rococogeschmack gehaltenes Portal, über dem das Wappen der von Raßler angemalt ist.

Dem Eingange gegenüber steht das ursprüngliche alte Schloß mit Staffelgiebeln und Buckelsteinen an den Ecken, das, wie es scheint ursprünglich gepaarte Fenster hatte, an denen erst später eine gerade nicht vortheilhafte Veränderung vorgenommen wurde. An der Südseite desselben sind noch Reste von früherer Bemalung sichtbar. An das alte Schloß schließt sich im rechten Winkel ein neueres im Renaissancestyl ausgeführtes und diesem gegenüber steht ein ebenfalls im Renaissancegeschmack gehaltener Querbau, der gegenwärtig als Magazin benützt wird, ursprünglich aber wohl eine ganz andere Bestimmung hatte, wofür noch ein vollendet schöner Renaissance-Eingang in das Gebäude hinlänglich spricht; über demselben steht die Jahrszahl 1661 und der Namenszug Q. V. H. (Quirin von Hönstett, ein früherer Besitzer des Guts). An einem weiteren Eingang in dieses Gebäude ist die Jahrszahl 1585 angebracht. Die Schloßkapelle grenzt an die Südseite des alten Schlosses. Von den außerhalb des inneren Schloßraumes stehenden Ökonomiegebäuden ist eine alte mit Staffelgiebeln versehene Scheune zu erwähnen. Von dem Schloß genießt man eine reizende Aussicht in das nahe Neckarthal und an einem großen Theil der Alp.

Das Schloßgut besteht aus 440 Morgen Felder, worunter 90 Morgen im Neckarthal gelegene Wiesen, und aus 711 Morgen Waldungen, die vorherrschend mit Nadelhölzern gut bestockt sind. Die Bewirthschaftung des Guts geschieht durch einen Rentamtmann, dem ein Gutsjäger beigegeben ist. Die Feldgüter, welche in neun Rotationen sehr rationell bewirthschaftet werden, ertragen per Morgen die gleiche Anzahl Scheffel wie in dem nahe gelegenen Weitingen. Mit Reps werden 20 Morgen und mit Hopfen sechs Morgen eingebaut. Etwa 1/4 Morgen Weinberg liefert in günstigen Jahrgängen einen guten Wein. Die sehr bedeutende Obstzucht dehnt sich auf etwa 2000 Obstbäume aus, die gerne guten Ertrag liefern; zwei Baumschulen sind vorhanden.

Auf dem Gut ist ein sehr namhafter Viehstand (reine Simmenthaler Race) aufgestellt, der in 32 Kühen, 22 Stück Jungvieh, 10 Ochsen und 2 Farren besteht, überdieß sind 6 Pferde vorhanden.

Die Milch wird verkäst und verbuttert; die Butter kommt den Winter über nach Stuttgart und zur Sommerszeit in die benachbarten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)