Seite:OAB Horb 258.png

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auch die Schloßglocke, die früher auf dem Neuhaus war, und kürzlich umgegossen werden mußte.

Das neue Schloß, dessen Thurm an der Südwestecke im vorigen Jahrhundert abgebrochen wurde, besteht aus zwei Stockwerken und ist in einem einfachen Style erbaut; in seinem unteren Stockwerk befindet sich der sog. Gartensaal, der mit verschiedenen Alterthümern, Rüstungen, Waffen, Möbeln etc. ausgeschmückt ist; überhaupt bewahren beide Schlösser, neben einer geschmackvollen Einrichtung, eine große Anzahl sehr sehenswerther Familiengemälde, Waffen, Wappenschilde, darunter Trophäen des Minnesängers Hartmann und Anderer der Familie von Ow angehörige Alterthümer, Hirschgeweihe etc. Überdieß ist die Alterthumssammlung des gegenwärtigen Besitzers und Bewohners des Schlosses Freiherr v. Ow besonders aufgestellt, die werthvolle Gegenstände aus der römischen, altgermanischen und fränkischen Periode enthält, und in der namentlich auch die Funde aus der römischen Niederlassung bei Neuhaus aufbewahrt werden. An die nordwestliche Ecke des neuen Schlosses lehnt sich in einem rechten Winkel das 1666 von Erhard Freiherr v. Ow und dessen Gemahlin, einer geb. v. Wülfin, im Renaissancestyl erbaute Reiterhaus, das jetzt als Stallgebäude, Heu- und Fruchtmagazin dient. An das Reiterhaus schließt sich wieder ein Thurm an, der in allen drei Stockwerken Gefängnisse enthält. Überdieß sind noch einige großartige Ökonomiegebäude vorhanden.

An das Schloß und den dazu gehörigen Nebengebäuden grenzt der weitgedehnte, theilweise sehr geschmackvoll angelegte Schloßgarten. Vom Schloß genießt man eine sehr schöne Aussicht an die Alp.

Das Trinkwasser wird aus sechs Pump- und Ziehbrunnen gewonnen, die jedoch in trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß Wassermangel entsteht und der nöthige Wasserbedarf 1/8 Stunde südlich vom Ort in dem sog. Bechhausen geholt werden muß. Auf den Fall der Feuersgefahr ist eine Wette angelegt.

Ein kleiner See liegt 1/4 Stunde nördlich, und ein Weiher 1/4 Stunde südlich vom Ort.

Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln Vicinalstraßen nach Hirrlingen, Bietenhausen, Höfendorf, Haigerloch, Immnau, Bierlingen, Sulzau, Bieringen und Frommenhausen; an letzterer besteht eine Brücke über die Starzel bei der Burgmühle. Die Unterhaltung dieser Straßen verursacht der Gemeinde namhafte Kosten.

Die neue Steige von der Station Bieringen herauf (mit 51/2 Fuß Steigung) wurde mit 4000 fl. Staatsbeitrag und 2000 fl.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_258.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)