Seite:OAB Nagold 015.png

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Theil des Bezirks eingreifende Enzthal vertritt dort den entschiedenen Charakter des eigentlichen Schwarzwaldes; zwischen hohen, dicht bewaldeten, mit Gebirgstrümmern bedeckten Thalabhängen rauscht der jugendliche Gebirgsfluß in der engen Thalebene, deren saftiges Wiesengrün mit dem tiefen Dunkelgrün der Nadelwaldungen einen freundlichen Gegensatz bildet. Einzelne zerstreut liegende im Gebirgsstyl erbaute Wohnungen und Wasserwerke beleben diese wilde Natur und der floßbar gemachte Fluß hilft den Holzreichthum dieser Gegend in ferne Länder fördern.

Von Punkten, welche schöne Fernsichten gestatten, sind zu nennen: der Heerdwasen bei Simmersfeld, Altensteig (Dorf), der Wächterberg bei Sulz, der sog. Hagen bei Walddorf, der sog. Berg bei Warth, der Eckberg bei Wildberg, der Schloßberg bei Nagold u. s. w. (s. auch die betreff. Ortsbeschreibungen).


4. Boden.

Die Bodenverhältnisse gehören im Allgemeinen gerade nicht zu den ergiebigsten, was durch die anstehenden Gebirgsschichten bedingt ist. Die bunte Sandsteinformation, welche hauptsächlich den nordwestlichen Theil des Bezirks einnimmt, liefert im Allgemeinen einen leichten, rothsandigen, eisenhaltigen Boden, der eine sehr kräftige Düngung bedarf und sich mehr für die Waldvegetation als für den Feldbau eignet, um so mehr, als dieser Formation noch überdieß eine beträchtliche Erhebung über die Meeresfläche zukommt und deshalb schon dem Getreidebau weniger entspricht. Übrigens sind die bunten Sandsteinböden ziemlich verschieden, indem nicht überall die gleichen Schichten der Oberfläche nahe kommen, sondern einerseits die quarzreichen, andererseits die thonig-sandigen oder thonigen Schichten der Formation vorherrschen. An dem östlichen Saume des bunten Sandsteins erscheint das unterste Glied der Muschelkalkformation (Wellenmergel und Wellendolomit), deren Zersetzungen einen ziemlich unfruchtbaren schweren, etwas naßkalten Boden liefern. Dagegen ergeben die im Süden und Osten des Bezirks vorherrschenden Zersetzungen der Anhydritgruppe und des Hauptmuschelkalks einen kalkhaltigen, humusreichen, wärmehaltenden fruchtbaren Boden, der sich für den Feldbau sehr gut eignet und deshalb vorzugsweise für denselben benützt wird. Der Hauptmuschelkalk tritt nicht selten der Oberfläche so nahe, daß derselbe in zahllosen Trümmern das Ackerland bedeckt und von dem Landmann zusammen gelesen und in langen Steinwällen aufgehäuft werden muß. Zuweilen kommt diesen Muschelkalkböden eine leichte Mengung oder Bedeckung von Lehm zu,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_015.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)