Seite:OAB Nagold 042.png

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Orten, die vielen Verkehr haben, der städtischen und halbstädtischen Tracht gewichen. In den an das Gäu grenzenden Orten findet man bei den Männern noch den dreispitzen Hut, den blauen Tuchrock mit Stahlknöpfen, den Sommer über auch den Zwilchrock, schwarze oder gelbe Lederhosen, das Brusttuch von dunklem Manchester mit gewöhnlichen oder auch Rollknöpfen, zuweilen besonders bei älteren Männern noch das Scharlachbrusttuch mit eng besetzten Rollknöpfen; die ledigen Bursche tragen häufig statt des Rocks ein Wamms von Tuch oder Manchester, und statt des Huts eine pelzverbrämte, mit goldener Trottel versehene Mütze. Die weiblichen Personen sind einfach, meist dunkel, häufig schwarz gekleidet, tragen reich gefältelte Wilfling oder Zeuglensröcke, ein Leibchen, einen Kittel darüber und als Kopfbedeckung das sogenannte deutsche Häubchen, den Sommer über nicht selten den Strohhut. In den Schwarzwaldorten besteht folgende Volkstracht und zwar bei den Männern: neben dem ziemlich allgemeinen dreispitzen Hut wird auch der breitkrämpige Schlapphut getragen, der blaue, häufig weiß ausgeschlagene Tuchrock hat eine kurze, breite Taille und ist mit großen, platten übereinandergreifenden Metallknöpfen nicht nur vornen, sondern auch an Batten und Ärmelaufschlägen reich besetzt. Die kurzen Hosen sind von schwarzem oder gelbem Leder, an Werktagen aber werden sowohl Hosen als Rock (Kittel) auch von Zwilch getragen. Die dunklen, meist schwarzen Brusttücher oder Westen sind größtentheils aus Manchester gefertigt und mit zwei Reihen Metallknöpfen besetzt. Die ledigen Bursche tragen weiße, die verheiratheten Männer aber schwarze Strümpfe, ein Unterschied, der übrigens in neuerer Zeit zu verschwinden beginnt; die Schuhe sind mit Laschen versehen und mit viereckigen Schnallen von Messing geziert. Die im Walde arbeitenden Männer tragen als Schutz gegen Schnee und Kälte weißwollene Gamaschen (Streifstrümpfe). Die ledigen Bursche haben als Kopfbedeckung neben der Schildkappe die pelzverbrämte Mütze mit goldener Trottel oder den dreispitzen Hut, um den ein breites Sammtband lauft, das an der Schleife mit einer großen stählernen Schnalle zusammengehalten wird. Die ledigen Mädchen tragen das gut kleidende deutsche Häubchen mit breiten schwarzen Bändern und den Sommer über den mit schwarzer Rosette und Schnüren gezierten Strohhut, kurze, schwarze Leibchen, nicht selten auf der Brust eine rothe Bandschleife, blaue oder schwarze reichgefältelte Wilflingröcke, eine blaue Schürze und weiße Strümpfe. Die Weiber tragen schwarze Marlinhauben, schwarze Kittel ohne Schleife, schwarze Röcke und Schürze, Hölzer- oder Stöcklesschuhe. In den kath. Orten Ober- und Unter-Thalheim

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_042.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)