Seite:OAB Nagold 087.png

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gegen den Schluß des 3. Jahrh. die Alemannen unter Vertreibung der Römer eroberten; er bildete mit die Nordgrenze desjenigen Alemanniens, welches um 536 der Übermacht der Franken unterlag, aber doch noch längere Zeit Volksherzoge beibehielt, bis im Beginn des 8. Jahrh. die Zwischenmacht dieser letzteren durch die Gewalt der merovingischen Hausmaier gebrochen wurde (vergl. O.A. Calw 116), worauf erst mit dem Anfang des 10. Jahrh. ein neues Herzogthum Alemannien auflebte.

Die am frühesten für unsere Kenntniß auftauchenden Orte sind Nagold 773, Thalheim 782, Effringen, Rothfelden, Sindelstetten (abgegangen bei Egenhausen) 1005[1], Alt-Nuifra, Iselshausen um 1080, Schietingen 1088, Haiterbach 1099, Altensteig, Gültlingen, Thalheim, Walddorf um 1100, Pfrondorf um 1110, Bösingen um 1120, Berneck um 1150.

Die Gegend, reich an Königsgut, welches K. Heinrich II. nach dem Tode Herzog Burkhards II. von Alemannien und dessen überlebender Gemahlin Hedwig † 994 ererbte[2], gehörte zum Nagoldgau, welchem die jetzige Oberamtsstadt selbst im J. 1007 und sonst Orte der benachbarten Oberämter Freudenstadt, Herrenberg, Horb und Sulz zugetheilt waren (Stälin Wirt. Gesch. 1, 302).

Die Grafenwürde in diesem Gau bekleidete die Familie, welche sich im 11. Jahrh. Grafen, seit der Mitte des 12. Jahrh. Pfalzgrafen von Tübingen nannten. Die in der Gegend seit 966 vorkommenden Grafen Anselm (O.A. Herrenberg 87) und der 1007 genannte Graf Werinher (Mon. Boic. 28. Nr. 242) gehörten ohne Zweifel ihr an.

Um die Mitte des 13. Jahrh., gegen welche hin Graf Burkhard von Hohenberg, † 1253, die Tochter des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen, Mechtild heirathete, und am Ende dieses Jahrhunderts begünstigt von dem verschwägerten K. Rudolf dehnten sich die Hohenberger Grafen, eines Stammes mit den Zollrern, bedeutend aus, so daß sie auch in dieser Gegend ehemals pfalzgräflich-tübingischen Besitz überkamen (O.A. Calw 118. Stälin Wirt. Gesch.


  1. Diese letzten drei Orte nebst Nagold freilich in einer Urkunde K. Heinrichs II. vom 1. Oct. 1005 (Wirt. Urk.buch 1, 241), welche, wie Actum, Datum und der Name des Canzlers zeigen, unterschoben ist. S. Giesebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit 2, 580.
  2. Wenigstens werden – freilich blos in der eben erwähnten Urkunde – Nagold, Rothfelden, Effringen und Sindelstetten in dieser Beziehung genannt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_087.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)