Seite:OAB Nagold 121.png

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stammen mögen. Die hintere (nördliche), ganz massive Seite des großartigen alten Schlosses, welche ursprünglich keine Fensteröffnungen hatte, bildete gleichsam den Burgmantel, an den das Schloß selbst angebaut wurde; die beiden Schmalseiten sind ebenfalls aus Stein erbaut, während die gegen das neue Schloß gerichtete Vorderseite nur in ihren unteren Theilen massiv ist. Der äußerst reiche hölzerne Einbau, welcher den Charakter des spät germanischen Styls trägt, bewahrt schön ausgeführte Schnitzwerke an Balken, Säulen, Stiegengeländer u. s. w. Die Fensternischen in den 5′ dicken Mauern sind tief eingehend und haben zu beiden Seiten steinerne Sitze; in einer derselben sind die Namen von ehemaligen Obervögten, von einer und derselben Hand angeschrieben, und zwar:

1482. Hans von Neuneck, Ritter.
1495. Fried. v. Schauenburg.
1512. Philipp v. Wittstet.
1528. Wilhelm v. Neuneck.
1529. Wildhanns v. Neuneck.
1537. Wilhelm v. Neuneck.
1540. Achior v. Ulm.
1551. Wilhelm v. Neuneck.
1565. Veit Schöner v. Straubenhard.
1568. Burkhard v. Liechtenstein.
1571. Salomon Wendel v. Steinfels.
1577. Reinhard Rohard v. Neuenstein.[1]

Beide Schlösser nebst einigen dazu gehörigen Nebengebäuden und dem Hofraum sind mit einer Mauer umgeben, die an der nördlichen, von Natur am leichtesten zugänglichen Seite besonders stark und auf beiden Ecken mit runden Thürmen (die Hölle und das Himmelreich genannt) versehen ist. Beide Thürme, welche gegenwärtig als forstamtliche Gefängnisse dienen, sind mittelst des auf der Mauer hingeführten Umgangs in Verbindung gesetzt. Außerhalb der Ringmauer lief, ebenfalls an der Nordseite, ein tiefer, theilweise noch vorhandener Graben, während die Stadtmauer sich einerseits an die östliche, anderseits an die westliche Seite der Ringmauer anschloß.

4) Das Forstamtsgebäude, in alten Landbüchern Jagd- und Forsthaus genannt, ein ansehnliches, aus 2 Flügeln bestehendes Gebäude, in dessen Rücken sich ein angenehmer Garten befindet und


  1. Die Reihe der hiesigen Vögte, Oberamtleute bis zur Aufhebung des Oberamts überhaupt s. bei Hofacker 35–37.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)