Seite:OAB Nagold 126.png

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nach Bedarf zu beziehen; dieses Recht wurde im Jahr 1830 mit 2576 Morgen Wald abgelöst.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet (s. Tab. III.) Die Zinse des Stiftungsvermögens werden zur Versorgung der Ortsarmen, theilweise zu den Besoldungen der Schullehrer und der Unterhaltung des im Jahr 1527 erbauten Armenhauses verwendet. Die sog. Catharinastiftung, welche zum Andenken der verewigten Königin Catharina von Ortsbürgern gestiftet wurde, wird abgesondert von dem Stiftungsvermögen, von der Stadtpflege verwaltet; die Zinse desselben werden zur Unterstützung der Armen und zu Schulzwecken verwendet.

Auf dem nahen, westlich von der Stadt, rechts über der Nagold gelegenen Schloßberg stand eine Burg, von welcher der Graben theilweise noch sichtbar ist; dieselbe ist längst abgegangen und das Landbuch von 1624 meldet von ihr: „Zum Thurn ein alt Burgstal bei Altensteig an der Nagolt, ist allerdings abgegangen und allain noch ein gemauert Wand daran uffrecht vorhanden. Hatt im Jahr 1386 Hainrich v. Neuperg solches Schloß inngehabt.“ Das hinter dem Schloßberg gelegene Feld wird noch das Turnerfeld (d. i. Thurmfeld) genannt.

Durch den Ort führt eine von Pfalzgrafenweiler herkommende Römerstraße, die hier das Thal überschreitet und eine hohe Steige bildete, von der ohne Zweifel der Ort seinen Namen erhielt.

Endlich ist noch eines alten Gebrauchs zu erwähnen: es ziehen nämlich am Christabend, wenn die Nacht eingetreten ist, sämmtliche Schulkinder, mit brennenden Fackeln versehen, von der Stadt den südlich gelegenen Thalabhang hinauf bis zum Schloßberg und singen dort Weihnachtslieder, was sich, aus einiger Entfernung gesehen, sehr gut ausnimmt.

Zu der Gemeinde gehören:

1) Das unterhalb der Stadt an der Straße nach Nagold gelegene Gasthaus zum Anker.

2) Die Sägmühle mit 3 Sägen, 1/4 Stunde unterhalb der Stadt, am Einfluß des Bembachs in die Nagold gelegen; sie ist Eigenthum des Kaufmann Schönhut und wird von demselben sehr schwunghaft betrieben.

3) Die Mahl- und Kunstmühle von Faist und Maier, welche vor etwa 10 Jahren neu erbaut wurde.

4) Die Baumwollefabrik und Ölmühle (s. oben), liegt 1/8 Stunde oberhalb der Stadt an der Nagold.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)