Seite:OAB Nagold 140.png

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haben gar kein Grundeigenthum. Die Gemeinde hat viele Arme zu unterstützen.

Die Haupterwerbsquellen bestehen in Taglohn- und Holzarbeiten, Feldbau und Viehzucht.

Mit Ausnahme der gutsherrschaftlichen Güter, welche theilweise auch an die Ortsbürger verpachtet sind, wird der Feldbau willkürlich, meist mit der Hacke getrieben, weil die abhängige Lage der Felder an den steilen Bergen nur diese mühsame Bauweise zuläßt. Man baut vorzugsweise Kartoffeln, Roggen, Haber, Gerste und Dinkel und erntet im Durchschnitt von dem Morgen 3–4 Schffl. Roggen, 5 Schffl. Haber, 4 Schffl. Gerste und 6–8 Schffl. Dinkel. Die Preise der Äcker bewegen sich von 100–220 fl. und die der Wiesen von 300–600 fl. per Morgen. Die Felderzeugnisse reichen weit nicht für den Bedarf der Einwohner, welche beinahe die Hälfte der nöthigen Getreidefrüchte von Außen aufkaufen müssen.

Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt und liefert gutes Futter; die durchgängig zweimähdigen Wiesen, welche größtentheils bewässert werden können, ertragen durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd per Morgen.

Die Obstzucht ist nicht unbedeutend.

Der aus einer gewöhnlichen Landrace bestehende Rindviehstand ist verhältnißmäßig ziemlich gut und wird durch einen Farren, den ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet.

Die Schweinezucht ist unbedeutend und die meisten Ferkel werden von Außen bezogen.

Durch Vicinalstraßen nach Altensteig, Walddorf, Wöllhausen, Warth und Zwerenberg ist dem Ort sein Verkehr hinlänglich gesichert.

Das Städtchen hat seit dem Jahr 1793 das Recht alljährlich 2 Vieh- und Krämermärkte und einen Flachs-, Vieh- und Krämermarkt abzuhalten; letzterer wird stark besucht und namentlich durch den Flachshandel noch mehr belebt.

Gemeindewaldungen sind 445 Morgen vorhanden, deren jährlicher, in 300 Klaftern bestehender Ertrag verkauft wird; von dem Holzerlös erhält jeder Bürger 12–15 fl. und von dem Rest mit etwa 16.000 fl. wird der Gemeindeschaden bestritten.

Berneck hatte bedeutende Holz- und Weiderechte in dem zwischen Berneck und Warth gelegenen Walde „Neubann“, der besonders vermarkt und von andern Walddistrikten abgegrenzt war: für diese Gerechtsame erhielt die Gemeinde im Jahre 1753 den bei Berneck zunächst gelegenen dritten Theil des Waldes Neubann.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)