Seite:OAB Nagold 149.png

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dem Mutterort, auf der Hochfläche, unfern des Nagold-Thales eine sommerliche, gegen Norden etwas geschützte Lage. Der Ort ist freundlich und besteht aus ansehnlichen Bauernwohnungen; in der Mitte desselben steht die im J. 1743 in einem schmucklosen, modernen Styl erbaute Kirche mit einem vertäfelten, hölzernen Thürmchen (Dachreiter) auf der westlichen Giebelspitze. Die Kirche ist Eigenthum der Gemeinde, welche sie auch im Bau zu unterhalten hat.

An die nördliche Seite der Kirche lehnt sich der Begräbnißplatz an, in dessen Nähe das im J. 1815 neu erbaute Schulhaus sich befindet; dasselbe enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Ein Armenhaus und 2 Waschhäuser sind vorhanden.

Durch den Ort führt die Vicinalstraße von Ebhausen nach Warth.

Nicht gutes, etwas hartes Trinkwasser liefern 2 laufende, ein Pump- und ein Ziehbrunnen, die jedoch in trockenen Jahrgängen beinahe ganz versiegen, so daß der Wasserbedarf etwa 1/4 Stunde vom Ort geholt werden muß. Eine Wette besteht im Ort.

Die im Allgemeinen fleißigen und sparsamen Einwohner sind schöne, wohlgewachsene Leute, die sich durch Feldbau, Viehzucht und Holzmachen ihr Auskommen sichern; ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, indem der vermöglichste 40 Morgen, der sog. Mittelmann 25–30 Morgen und der am wenigsten Bemittelte immer noch 11/2 Morgen Felder besitzt. Gemeindeunterstützung erhalten 6 Personen.

Die hochgelegene, ziemlich ebene Markung hat einen rothsandigen, nur theilweise fruchtbaren Boden, der einer kräftigen Düngung bedarf und in trockenen Jahrgängen weniger Ertrag liefert als in nassen.

Die Luft ist rauh aber gesund, daher auch die Leute nicht selten ein hohes Alter erreichen; Frühlingsfröste schaden häufig, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

In dreizelglicher Wirthschaft mit zu 1/4 angeblümter Brache, baut man außer den ganz gewöhnlichen Cerealien nach Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Kraut und Hanf; die beiden letzteren jedoch nur in sog. Ländern. Bei einer Aussaat von 8 Simri Dinkel, 6 Sri. Haber und 4 Sri. Roggen beträgt der durchschnittliche Ertrag eines Morgens 6–8 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Haber und 2–3 Scheffel Roggen. Die höchsten Preise eines Morgens Acker belaufen sich auf 2–300 fl., die mittleren auf 150 fl. und die geringsten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_149.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)