Seite:OAB Nagold 156.png

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und ist lang gedehnt in eine wiesenreiche, wohlgerundete Flachmulde hingebaut, die sich unterhalb des Dorfs allmählig zu einer Schlucht ausbildet und bei Wildberg in das Nagold-Thal einzieht. Nördlich vom Ort erhebt sich das Terrain und gewährt einigen Schutz gegen rauhe Winde, daher auch die Obstzucht in der nächsten Umgebung des Dorfs ziemlich gut gedeiht. 1

Die am südlichen Ende des Orts gelegene, sehr ansehnliche Pfarrkirche, hat die Stiftungspflege zu unterhalten, welche aber wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt werden muß; das im germanischen Geschmack erbaute, mit einfachen Strebepfeilern versehene Langhaus stammt aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und die spitzbogigen Fenster desselben enthalten sogenannte Fischblasenfüllungen. Der mit einem halben Achteck schließende Chor ist wenigstens 100 Jahre älter als das Langhaus und enthält schlanke Spitzbogenfenstern mit Kleeblattfüllungen; die schön ausgeführten Streben waren mit Giebelblumen geschmückt, die jedoch abgefallen sind. Neben dem Eingang an der westlichen Giebelseite ist ein uralter Grabstein eingemauert, dessen Inschrift nicht entziffert werden kann. Das ansprechende Innere der Kirche ist dreischiffig und das schöne Netzgewölbe des Mittelschiffs ruht auf 6 achteckigen Pfeilern, die durch Spitzbogen mit einander verbunden sind; auch die Seitenschiffe haben Netzgewölbe, die, wie auch die Decke des Mittelschiffs, durchaus bemalt waren. Von den Malereien, welche weiß getüncht wurden, haben sich nur noch die Symbole der 4 Evangelisten an der Decke des Mittelschiffs, und die mit weiblichen Heiligenbildern bemalten Schlußsteine der Seitengewölbe erhalten. Die Schlußsteine des Mittelschiffs enthalten von Westen nach Osten folgende Bildwerke: 1. das Wappen der Familie Grückler, zwei gekreuzte Spitzhämmer auf 3 grünen Bergen, die Grückler sollen die Kirche erbaut haben; 2. ein laufender Affe; 3. die Öffnung für das ewige Licht, um welche die oben angeführten Symbole der 4 Evangelisten gemalt sind; 4. die Mutter Gottes mit dem Kinde. Die Kanzel ist aus Stein im germanischen Geschmack ausgeführt und der weit


    de Wellehusen communi cognacionis nomine advocati de Wellehusen appellati übergeben die Kapelle Enzklösterle, eine Stiftung ihrer Ahnen an das Kl. Herrenalb mit Gutheißen ihrer consanguinei Hainricus, Bertoldus, Volmarus et Dyetricus fratres dicti de Hornberc. Stuttg. Staatsarchiv, Schmid Gr. v. Hohenberg Urk. 273. Über das Wappen der Vögte von W. s. Mone, Zeitschrift 7, 201.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)