Seite:OAB Nagold 163.png

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dem Obst, daher auch nur spätblühende Mostsorten und Zwetschgen in unbedeutender Ausdehnung gezogen werden. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird theils dreizelglich mit 1/3 Bracheinbau, theils wechselwirthschaftlich in gleicher Weise wie in Spielberg getrieben. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 5–7 zuweilen 8–9 Scheffl. Dinkel, 4–5 Scheffl. Haber, 3 Scheffl. Roggen und 2–3 Scheffl. Gerste, welch’ letztere übrigens wenig zum Anbau kommt. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 360 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 5–10 fl. Das Getreideerzeugniß reicht nicht zur vollständigen Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses.

Der ausgedehnte Wiesenbau, unter dem jedoch viele Mähäcker begriffen sind, liefert ein gutes Futter und zwar von den zweimähdigen, wässerbaren Wiesen 25 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd, von den einmähdigen Ackerwiesen 8–10 Ctr. Heu per Morgen; etwa 1/3 der Wiesen kann bewässert werden. Die Preise eines Morgens Wiese betragen bei den wässerbaren Wiesen 1000 fl., bei den Ackerwiesen 80–200 fl.

Die ausgedehnte Rindviehzucht, welche eine Haupterwerbsquelle der Einwohner bildet, beschäftigt sich mit einer mittleren Landrace und etwas Allgäuer Vieh; sie wird durch 3 Zuchtstiere, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh ist beträchtlich.

Die Schafzucht wird von einigen Bürgern betrieben, die etwa 300 Stück Rauhbastarde auf der Markung laufen lassen und per Stück 16 kr. Weidgeld bezahlen, was der Gemeindekasse gegen 80 fl. jährlich einträgt; die Pferchnutzung sichert der Gemeinde eine Einnahme von 6–700 fl.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, indem die Ferkel (englische und Landrace) von Außen bezogen werden.

Die Gemeinde besitzt etwa 100 Morgen Waldungen, die kaum das nöthige Holz für Heizung der Schule und des Rathauses liefern.

Der Ort hat das Recht alljährlich 3 Vieh- und Krämermärkte abzuhalten.

E., einst in der gräflich hohenbergischen Zeit von dem Grafen Burkhard den 23. Jan. 1300 dem Erzbischof Gerhard von Mainz zu Lehen aufgetragen (Mainzer Ingrossaturbuch in Würzburg), gehörte zur Herrschaft Altensteig und gelangte mit dieser 1603 an Württemberg.

Die zur Gemeinde gehörige Ölmühle liegt 1/8 Stunde nördlich vom Ort in dem Bembach-Thälchen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)