Seite:OAB Nagold 166.png

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wie Bohnen, Gurken etc. noch gut gedeihen, dagegen leiden dieselben wie auch die Obstblüthe durch kalte Nebel und Frühlingsfröste; Hagelschlag kommt selten vor. Ein Tuffsteinbruch befindet sich etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort an der Straße nach Wildberg; Muschelkalk zu Straßenmaterial liefert die Hochebene.

Der mit allgemeiner Anwendung des Flanderpflugs dreizelglich und sehr fleißig betriebene Ackerbau, liefert durchschnittlich von dem Morgen 7–9 Scheffel Dinkel, 4–6 Scheffl. Haber und 4–5 Scheffl. Gerste; in der zu 1/3 angeblümten Brache baut man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Esparsette, Angersen, Kohlraben, Hanf und etwas Reps. Kraut wird nur in Ländern gezogen. Überdieß kommen noch Ackerbohnen, Erbsen und Linsen zum Anbau. Die höchsten Preise eines Morgens Acker belaufen sich auf 600 fl., die mittleren auf 3–400 fl. und die geringsten auf 20–60 fl. Von den Felderzeugnissen werden jährlich etwa 1000 Scheffl. Dinkel und 500 Scheffl. Haber auf dem Markt in Nagold abgesetzt. Der Hanf wird im Ort versponnen und viele selbst gefertigte Leinwand nach Außen verkauft.

Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, liefert aber ein gutes Futter und zwar von dem Morgen durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd; die Wiesen, von denen etwa 1/3 bewässert werden können, sind 2 bis 3 mähdig und kosten 200–400–900 fl. per Morgen.

Die verhältnißmäßig ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit späten Äpfelsorten und Zwetschgen, während Birnen weniger gepflegt werden. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Der aus gewöhnlicher Landrace bestehende Rindviehstand ist ziemlich beträchtlich und wird durch 2 Farren, welche ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Auf benachbarten Märkten wird einiger Handel mit Vieh getrieben.

Auf der Markung laufen etwa 200 den Ortsbürgern gehörige Bastardschafe, von denen 56 kr. per Stück Weidgeld bezahlt wird, was der Gemeindekasse, außer den 400 fl. für Pferchnutzung, noch 160–170 fl. jährlich einträgt.

Schweine werden im Ort nicht gezüchtet, dagegen viele Ferkel (meist englischer Race) von Außen bezogen und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet.

Die Bienenzucht ist von einigem Belang.

Die Gemeinde besitzt ungefähr 400 Morgen Waldungen, von deren in 80 Klaftern bestehendem Ertrag jeder Bürger 1/2 Klafter und 25 Stück Wellen erhält; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 3–400 fl. sichert.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)