Seite:OAB Nagold 188.png

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besonders Jauche, welche in zweckmäßig angelegten Düngerstätten sorgfältig gesammelt wird, zu verbessern gesucht. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und erntet, bei einer Aussaat von 7-8 Simri Dinkel, 21/2 Sri. Weizen, 21/2 Sri. Gerste und 4 Sri. Haber, im Durchschnitt 7–8 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffl. Weizen, 6 Scheffl. Gerste und 6–7 Scheffl. Haber pr. Morgen. In der zur Hälfte angeblümten Brache baut man Kartoffeln, dreiblätterigen Klee, Esparsette, Reps etc., und auf den vorhandenen Allmanden, von denen jedem älteren Bürger 1/8 Morgen gegen jährlich 6 kr. zur Benützung überlassen wird, zieht man Flachs, Hanf, Kartoffeln, Kraut und Gartengewächse. Die wilden gelben Rüben, sogenannten Mantelen (Daucus carota) werden im Frühjahr hinter dem Pflug aufgelesen und zu Viehfutter benützt, theilweise auch zu Gemüse gekocht oder von Kindern roh verspeist.

Die Preise der Äcker sind sehr verschieden und bewegen sich von 40–400 fl. pr. Morgen. Einiger Verkauf an Getreidefrüchten findet statt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert sehr gutes, reichliches Futter; die Wiesen, von denen etwa die Hälfte bewässert werden kann, sind meist 3, zuweilen 4mähdig und ertragen 30–35 Centner Heu und 12–15 Cent. Öhmd. Die Preise eines Morgens steigern sich von 200–1000 fl. Das Futter bleibt im Ort.

Die Obstzucht ist nicht bedeutend und beschränkt sich auf späte Mostsorten und Zwetschgen; 3 Privatbaumschulen sind vorhanden. Das erzeugte Obst reicht zur Befriedigung des eigenen Bedürfnisses weit nicht hin.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde nicht bedeutend, indem nur einige Mutterstutten gehalten werden, die zur Bedeckung nach Horb auf die Beschälplatte kommen; die Pferdehaltung ist von einigem Belang.

Von ziemlicher Bedeutung ist der Rindviehstand (Land- und Allgäuerrace), welcher durch 4 Zuchtstiere, die ein Bürger Namens der Gemeinde hält, nachgezüchtet wird. Der Handel mit Vieh ist ziemlich beträchtlich.

Die Schafzucht wird von Ortsbürgern in mäßiger Ausdehnung betrieben; sie lassen etwa 300 St. Rauhbastarde auf der Markung laufen und entrichten von dem Schaf 48 kr. und von dem Lamm 24 kr., was der Gemeindekasse gegen 150 fl. jährlich einträgt, überdieß sichert die Pferchnutzung eine Gemeinderente von jährlich 800 bis 1000 fl.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)