Seite:OAB Nagold 193.png

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einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 5 Sri. Haber und 31/4 Sri. Gerste beträgt die durchschnittliche Ernte von einem Morgen 8–10 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Haber und 5–6 Scheffel Gerste. Die besten Äcker kosten gegenwärtig 500 fl., die mittleren 250 fl. und die geringsten 80-100 fl. pr. Morgen. Von den Getreideerzeugnissen werden jährlich etwa 5–600 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Haber und 100 Scheffel Gerste nach Nagold abgesetzt.

Der ausgedehnte Wiesenbau, dem etwa zur Hälfte Wässerung zukommt und der zum größeren Theil einen dritten Schnitt zuläßt, liefert durchschnittlich 30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd per Morgen. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 200 bis 600 fl.

Die Obstzucht, welche sich nur mit späten Mostsorten (vorherrschend Knausbirnen) und Zwetschgen beschäftigt, ist ganz unbedeutend und beschränkt sich auf die um’s Ort gelegenen Grasgärten.

Der aus einer gewöhnlichen Landrace bestehende Viehstand ist verhältnißmäßig beträchtlich und wird durch 2 Farren, welche ein Bürger gegen Entschädigung von Seiten der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Mit Vieh wird einiger Handel auf benachbarten Märkten getrieben.

Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer etwa 140 Bastardschafe laufen und entrichtet hiefür ein Weidgeld von 260 fl., überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse jährlich 250 fl. ein.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, indem sämmtliche Ferkel von Außen bezogen, und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet werden.

Außer den schon angeführten Gewerben und den nöthigsten Handwerkern, befinden sich noch drei Schildwirthschaften, worunter eine mit Brauerei, ein Krämer und zwei Brantweinbrennereien im Ort.

Durch Vicinalstraßen nach Nagold, Unter-Schwandorf, Mötzingen und Gündringen ist dem Ort sein Verkehr mit der Umgegend hinlänglich gesichert.

Die Gemeinde besitzt 350 Morgen Nadelwaldungen, die etwa 100 Klafter jährlich abwerfen, hievon erhält jeder Bürger ein Klafter; der Rest wird verkauft und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet. Die Gemeindeschadensumlage beträgt 2–300 fl.

Auf dem Rücken des Lembergs zog eine alte Straße in der Richtung gegen das Chausseehaus bei Walddorf, von wo sie unter der Benennung „Denzweg“ an Egenhausen vorüberführte.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_193.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)