Seite:OAB Nagold 196.png

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leidet, kein gutes Fortkommen zeigt. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird den natürlichen Verhältnissen angemessen betrieben; in der üblichen Dreifeldereintheilung baut man die gewöhnlichen Cerealien und in der zu 1/4 angeblümten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter (vorherrschend dreiblättriger Klee) etc. gezogen. Kraut, Kohlraben, Hanf etc. baut man in Ländern. Bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 4–5 Sri. Haber und 4 Sri. Gerste, wird durchschnittlich von dem Morgen 7–8 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Haber und 3–4 Scheffel Gerste geerntet. Wicken und Haber werden häufig gemischt gebaut. Die ergiebigsten Äcker kosten gegenwärtig 300 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 25 fl. per Morgen. Von den Getreideerzeugnissen können über den eigenen Bedarf jährlich gegen 300 Scheffel Dinkel und 25 Scheffel Haber nach Außen abgesetzt werden.

Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt und die meisten Wiesen liegen überdieß auf angrenzenden Markungen; sie sind 1–2mähdig, können nicht bewässert werden und ihr durchschnittlicher Ertrag beläuft sich nur auf 12–15 Ctr. Heu und 6–8 Ctr. Öhmd per Morgen.

Die Rindviehzucht ist verhältnißmäßig bedeutend und bildet eine Haupterwerbsquelle der Einwohner, indem mit Mast- und Jungvieh ein nicht unbeträchtlicher Handel getrieben wird; man hält eine tüchtige Landrace mit Simmenthaler Kreuzung und zur Nachzucht sind 2 Farren aufgestellt, die ein Bürger gegen 70 fl. jährlich im Namen der Gemeinde hält.

Die Schafweide ist an Bürger um 40 fl. jährlich verliehen, welche etwa 120 Stück Rauhbastardschafe auf derselben unterhalten.

Schweinezucht findet nicht statt und die Ferkel (halbenglische) werden von Außen bezogen.

Die Gemeinde besitzt 230 Morgen Waldungen, von deren jährlichem Ertrag jeder Bürger 1/4 Klafter und 25 Stück Wellen erhält; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse gegen 200 fl. jährlich einträgt. Überdieß sind Allmandtheile älteren Bürgern zur Benützung überlassen.

Durch den Ort führt eine Römerstraße, welche unter der Benennung „Weinstraße“ von Nagold herkommt, und von der man in den vom Ort südlich gelegenen Waldungen noch auf große Strecken, den gepflasterten Straßenwall verfolgen kann. (s. d. Allg. Theil). Auf den Fluren „Mauren und Zimmerle“ sollen Gebäude gestanden seyn.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)