Seite:OAB Nagold 213.png

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wurde allhier im Jahr 1854 eine ständige Pfarrverweserei errichtet.

Von benachbarten Klöstern, welche im Mittelalter allhier Güter erwarben, sind zu nennen das Kloster Kniebis (seit 1285, die Güter 1309 der Commende R. überlassen) und das Kloster Reuthin (gleichfalls seit 1285). – An Württemberg trug Hug von Berneck im Jahr 1396 Güter und Rechte zu Lehen auf.


Rothfelden,
mit Ziegelhütte und Mahlmühle.
Gemeinde III. Kl. mit 608 Einw., worunter 3 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Rohrdorf eingepfarrt.


Auf der Hochebene zwischen dem Schwarzenbach-Thal und dem Katzenbach-Thal liegt 1689′ über dem Meere der mittelgroße, etwas gedrängt aber ziemlich regelmäßig angelegte Ort, der gleichsam aus 2 sich kreuzenden Straßen besteht, und rings mit schönen Obstgärten umgeben ist. Ein großer Theil des Orts zieht sich an einem sanft geneigten, südlichen Abhang gegen das Katzenbach-Thal hinunter und auf der entgegengesetzten Seite desselben stehen in mäßiger Entfernung von dem Dorf noch einige Gebäude und die Ziegelhütte. Etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Dorf liegt am Schwarzenbach die zur Gemeinde gehörige Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Die Entfernung von der südöstlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 13/4 Stunden.

Die Gebäude, unter denen sich mehrere ansehnliche Bauernwohnungen befinden, sind aus Holz mit steinernen Unterstöcken erbaut und durchgängig mit Ziegelplatten gedeckt.

Die beinahe in der Mitte des Dorfe an der Kreuzstraße gelegene Pfarrkirche, wurde nach einer über dem südlichen Eingang angebrachten Inschrift unter Herzog Johann Friedrich im Jahr 1626 erbaut; sie hat spitzbogige Fenster und einen 3seitig geschlossenen Chor. Der 4eckige, mit einem einfachen Zeltdach versehene Thurm ist in seinen 4 unteren massiven Stockwerken sehr alt, während das fünfte, aus Holz erbaute, erst im Jahr 1815 aufgeführt wurde; das untere Stockwerk ist mit einem Tonnengewölbe versehen, was für das hohe Alterthum des Thurms spricht. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, von denen die größte folgende Umschrift enthält: unser lieben Frawen Glocken hais ich, Jörg Röt gos mich do man zalt 1494; auf der mittleren steht: Die Glocke lockt zur Kirche, der Pfarrer zu Gottes Wort, wer diese beid veracht, der muß zur Höllenpfort.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)