Seite:OAB Nagold 222.png

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Eine hiesige Gült kaufte 1357 das Kloster Reuthin von dem Grafen Burkhard von Hohenberg.


Simmersfeld,
Gemeinde III. Kl. mit 507 Einw., worunter 1 Kath., a. Simmersfeld, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, b. Moosberg, Haus, c. Schiltmühle. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Rohrdorf eingepfarrt.


Auf der Hochfläche des Schwarzwaldes, im engeren Sinne auf dem schmalen Gebirgsrücken zwischen den tief eingeschnittenen Thälern des Kollbachs und des Schnaitbachs, liegt 2539′ über der Meeresfläche der freundliche, über 1/4 Stunde lange Ort, welcher mit Ausnahme des nordwestlichen Theils nur aus einer durchaus gepflasterten Straße besteht, an deren beiden Seiten sich die meist ansehnlichen verschindelten und mit Schindeln oder Landern gedeckten Häuser in mäßigen Entfernungen lagern. Vermöge der hohen, freien Lage genießt man von dem Ort, und besonders von dem westlich desselben gelegenen Heerdwasen, eine sehr anziehende und ausgebreitete Aussicht an die Alp von dem Dreifaltigkeitsberg bis zu dem Hohenstaufen, über den Schwarzwald hinweg an die Vogesen und gegen Osten in das Gäu, an den Schönbuch etc.; dagegen ist die Luft rauh, stets bewegt und nicht selten stürmisch, übrigens in Vereinigung mit der balsamischen Ausdünstung der nahe gelegenen Waldungen gesund und stärkend. Epidemische Krankheiten kommen hier seltener vor als in tiefer gelegenen Gegenden.

Beinahe in der Mitte des Dorfes steht die Pfarrkirche, deren romanischer Styl sich mit Ausnahme von zwei modernen, in neuerer Zeit eingebrochenen Fenstern an den Langseiten, ganz rein erhalten hat, und wirklich eine architektonische Perle genannt werden darf. Die Langseiten des Schiffs enthalten rundbogige, tief eingehende Fenster und an der westlichen, gedrückten Giebelseite befindet sich ein hoher, rundbogiger Eingang, den eine starke Wulst umgiebt und der mit 4 kantigen Abstufungen gegen die Thüre versehen ist. Im Bogen des Eingangs ist eine leere Lünette, die vermuthlich früher ein Gemälde enthielt und unter derselben steht.

PAX HVIC DOMVI · PAX INTRANT.

Der ins Allgemeinen gleich gehaltene Eingang an der Südseite des Langhauses ist etwas kleiner und enthält nur 3 kantige Abstufungen; in der Lünette desselben befinden sich ein Kreuz und um dasselbe mehrere, schön eingemeiselte, aus dem Kreisbogen construirte Figuren. Der an der Ostseite stehende, 4eckige, mit einem einfachen Zeltdach

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)