Seite:OAB Nagold 227.png

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Die in der Mitte des Orts gelegene Pfarrkirche, welche der Staat zu unterhalten hat, ist ursprünglich im germanischen Style erbaut, der übrigens durch spätere Veränderungen, mit Ausnahme des spitzbogigen Eingangs, gänzlich verdrängt wurde; dagegen ist der einfache Thurm bis zu seinem fünften, erst später aus Holz aufgebauten Stockwerke unverändert geblieben. Auf dem Thurme, von dem man eine sehr schöne Aussicht genießt, hängen 2 von Kurtz in Reutlingen in den Jahren 1850 und 1852 gegossene Glocken. Das Innere des mit einer flachen Decke versehenen Langhauses ist weiß getüncht und enthält einen 8eckigen, hohlen Taufstein. Von dem Schiff führt ein runder Triumphbogen in das untere Stockwerk des Thurms, das hier die Stelle des Chors vertritt und allenthalben noch Spuren des romanischen Baustyls an sich trägt. Dasselbe enthält ein Kreuzgewölbe, dessen interessanter Schlußstein, das uralte badische Wappen vorstellend, frei an der Kreuzung hervorsteht. Überdieß enthält der Chor ein romanisches Fensterchen und einen sehr alten steinernen Altar mit dem Sepulchrum; ein im germanischen Styl gehaltenes Sacramenthäuschen stammt aus einer späteren Zeit.

Der außerhalb (östlich) des Orts an der Straße nach Egenhausen gelegene Begräbnißplatz wurde auf Kosten der Staatsfinanzverwaltung im Jahr 1842 errichtet; der frühere lag nördlich vom Ort und der ursprüngliche um die Kirche.

Das in der Nähe der Kirche gelegene, gut unterhaltene und geräumige Pfarrhaus ist Eigenthum des Staats, welcher es auch im Bau unterhält.

Das ansehnliche Schulhaus, welches ebenfalls der Staat zu unterhalten hat, enthält 2 Lehrzimmer, die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Rathhaus ist keines vorhanden und die Gemeinderathssitzungen werden in einem gemietheten Zimmer gehalten; dagegen gehört der Gemeinde der 4te Theil an dem Rathhaus zu Egenhausen und sie muß deßhalb an dessen Unterhaltungskosten an jedem Gulden 17 kr. bezahlen; hiefür hat die Gemeinde den 4ten Theil von den Marktgeldern in Egenhausen zu beziehen.

Ein Gemeindewaschhaus, in welchem sich auch das Ortsgefängniß befindet, ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern 2 laufende und 2 Ziehbrunnen, die jedoch in sehr trockenen Jahrgängen nachlassen, so daß ein großer Theil des Wasserbedarfs am Zinsbach geholt werden muß. Im Jahr 1832 wurde eine Quelle in den Ort geleitet und der erste laufende Brunnen errichtet, wodurch dem früher öfters vorgekommenen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)