Seite:OAB Nagold 228.png

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gänzlichen Wassermangel abgeholfen worden ist. Eine kleine Wette ist im Ort angelegt.

Die sehr fleißigen und rührigen Einwohner sind trotz ihrer Thätigkeit im Allgemeinen nicht sehr bemittelt; der reichste Bürger besitzt 40 Morgen Feld und 30 Morgen Wald, der sog. Mittelmann 10–12 Morgen Feld und die ärmere Klasse 1–2 Morgen. Etwa 26 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Neben dem Feldbau und der Viehzucht bildet die Schindelfabrikation eine Haupterwerbsquelle und liefert einen Reingewinn von jährlich 5–6000 fl.; es werden jährlich gegen 400 Klafter Roth- und Weißtannenholz zu Schindeln verarbeitet. Nachdem die Feldgeschäfte besorgt sind, wie überhaupt in jeder freien Zeit, werden von sämmtlichen Einwohnern Schindeln verfertigt und ein gewandter Arbeiter kann sich hiemit 1 fl. bis 1 fl. 12 kr. täglich verdienen. Die Schindeln werden im Inland und in das Badische abgesetzt. Auch die Fertigung von Floßweiden wird auf 4 Öfen betrieben.

Die ziemlich große, jedoch beinahe zur Hälfte mit Wald bestockte Markung hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, rothsandigen Boden, der auf der Anhöhe nördlich vom Ort in die unteren Schichten des Wellenmergels übergeht und hier einen thonigen, dem Getreidebau sehr zuträglichen Boden liefert.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich günstig, nur kommen häufig schädliche Frühlingsfröste vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird in 3zelgiger Feldereintheilung mit zu 2/3 angeblümter Brache gut betrieben; bei einer Aussaat von 9–10 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber, 4 Sri. Gerste und 4 Sri. Roggen, erntet man von dem Morgen 6–7 Scheffel Dinkel, 4 bis 5 Scheffel Haber, 3 Scheffel Gerste, die jedoch nicht gerne gedeiht. In der Brache werden vorzugsweise Kartoffeln, die sehr gut gedeihen, dreiblättriger Klee, Kohlraben, Kraut etc. gezogen. Die besten Äcker kosten 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 50–100 fl. pr. Morgen. Das Getreideerzeugniß reicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und nimmt beinahe 1/3 der Feldmarkung ein; die Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, sind durchgängig 2mähdig und ertragen 20–30 Ctr. Heu und 10–15 Centner Öhmd pr. Morgen.

Die mit späten Mostsorten und Zwetschgen sich beschäftigende

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)