Seite:OAB Nagold 232.png

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eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und unterhalb Sulz eine Hanfreibe mit 2 Gängen. (Über diese Mühle vergl. Schmid Pfalzgr. v. Tüb. 1, 290. 2, 93.)

An dem südlichen Ende von Ober-Sulz bestand ein Bad bei den sog. Badwiesen und die Wohnung des Michael Rehm wird als ehemaliges Badhaus bezeichnet. Im Jahr 1514 klagten die Einwohner von Sulz: bei 6 Jahren ist das Bad, welches sonst der Herrschaft 14–16 Pfd. Heller Umgeld eintrug, abgegangen, das doch der Herrschaft und dem gemeinen Mann nützte, indem man allerhand Speisen verkaufte, auch für 3 Heller bequem baden konnte.

Die Einwohner sind im Allgemeinen große, schön gewachsene Leute, die sich durch Fleiß, Sparsamkeit und kirchlichen Sinn auszeichnen; ihre Vermögensumstände gehören zu den besten des Bezirks und gegenwärtig befindet sich Niemand im Ort, der von Seiten der Gemeinde unterstützt würde. Der reichste Bürger besitzt 60–70 Morgen Feld, die mittlere und zugleich häufigste Klasse 30–40 Morgen und die Unbemitteltsten haben immer noch 3–4 Morgen Grundbesitz. Die nöthigen Handwerker sind vorhanden; sie arbeiten nur für den Ort, mit Ausnahme von 2 Strumpfstrickern, die ihre Fabrikate auswärts bis nach Frankfurt absetzen. Es bestehen vier Schildwirtschaften, worunter 2 mit Brauereien, 3 weitere Brauereien und 3 Kramläden.

Die ausgedehnte Markung ist, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Agenbach-Thal und dessen Seitenthälchen, meist eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der mit wenigen Ausnahmen aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, dem häufig eine günstige Beimengung von Lehm zukommt, besteht. Überdieß besitzen die Einwohner viele Güterstücke auf angrenzenden Markungen; 2 im bunten Sandstein angelegte, nach Sulz gehörige Steinbrüche, welche gute Bau- und Werksteine liefern, liegen auf Wildberger Markung.

Die klimatischen Verhältnisse sind beinahe dieselben wie in Wildberg, nur ist die Luft etwas rauher; Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird mit allgemeiner Anwendung verbesserter Pflüge, in dreizelgiger Feldereintheilung sehr gut betrieben und zur Besserung des Bodens bedient man sich, außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln, des Gypses, der Hallerde und des Compostes. Zum Anbau kommen, außer den gewöhnlichen Cerealien, Wicken, Erbsen und viel Linsen, welch’ letztere theils rein, theils unter Gerste gemengt, sehr gut gedeihen und in namhafter Ausdehnung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_232.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)