Seite:OAB Nagold 241.png

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hell und freundlich; an der hinteren Chorwand befindet sich ein schönes, großes Gemälde in Form eines Kreuzes, auf dem als Hauptgegenstand die Kreuzigung Christi dargestellt ist, während auf den Armen des Kreuzbildes einerseits Moses, anderseits Abraham, im Begriff seinen Sohn zu opfern, angebracht sind. Die Unterhaltung der Kirche hat der Staat. Die frühere dem Erzengel Michael und dem heil. Laurentius geweihte Kirche wurde 1834 auf den Abbruch verkauft. Der ummauerte Begräbnißplatz liegt an der Südseite des Dorfs.

Das zunächst der Kirche frei gelegene Pfarrhaus wurde im Jahr 1844 in einem ansprechenden Styl neu erbaut.

Ein großes ansehnliches Schulhaus, welches 2 Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen, wie auch die Gelasse für den Gemeinderath enthält, wurde im Jahr 1844 neu erbaut. Hinter dem Schulhause befindet sich eine Baumschule, in welcher die Schulkinder Unterricht in der Veredlung der Obstbäume erhalten.

Sehr gutes Trinkwasser liefern reichlich 4 laufende Brunnen, überdieß fließt die muntere Steinach am Ort vorüber und setzt daselbst eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung.

Das Fischrecht in der Steinach hat die Gemeinde, welche es um 1 fl. 36 kr. jährlich verpachtet.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, fleißige Leute, die sich von Feldbau und Viehzucht nähren; da übrigens sämmtliche Äcker auf den Anhöhen liegen, so ist der Bau derselben kostspielig und beschwerlich. Die öconomischen Verhältnisse sind befriedigend und der wohlhabendste Bürger besitzt 46 Morgen Feld und 3 Morgen Wald, der mittelbegüterte 17 Morgen Feld und 1 Morgen Wald und die unbemitteltste Klasse immer noch 1 Morgen Feld. Die Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die Bodenverhältnisse der nicht großen Markung bestehen aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks, denen zuweilen eine Beimischung von Lehm zukommt und begünstigen den Anbau der gewöhnlichen Getreidefrüchte und Brachgewächse.

In dreizelgiger Feldeintheilung wird die Landwirthschaft, unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe und tüchtiger Düngungsmittel gut betrieben. Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 3 Simri Weizen, 21/2 Simri Gerste, 31/2 Simri Haber und 2 Simri Roggen erntet man durchschnittlich 5–8 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Weizen, 3 Scheffel Gerste, 4–5 Scheffel Haber und 21/2–3 Scheffel Roggen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_241.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)