Seite:OAB Nagold 245.png

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Flureintheilung betriebenen Ackerbau kommen übrigens meist noch die älteren Ackergeräthe in Anwendung. Bei einer Aussaat von 6–8 Sri. Dinkel, 5–6 Sri. Haber und 2–4 Sri. Gerste wird eine durchschnittliche Ernte von 8–10 Scheffel Dinkel, 6–7 Scheffel Haber und 4 Scheffel Gerste per Morgen erzielt. In der Brache zieht man Kartoffeln, die hier sehr gut gedeihen und sogar zur Zeit der Kartoffelkrankheit verschont blieben, dreiblättrigen Klee, Luzerne Esparsette, Wicken unter dem Haber gepflanzt, Linsen, etwas Reps und sehr viele Rauhkarden, von denen man in günstigen Jahren schon 2–3 Millionen Stück erntete. Von den Getreideerzeugnissen werden etwa 300 Scheffel Dinkel und 200 Scheffel Haber nach Außen abgesetzt. Die höchsten Ackerpreise belaufen sich auf 7–800 fl., die mittleren 400 fl. und die geringsten 50–60 fl. per Morgen.

Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig ausgedehnt; die durchgängig 2–3 mähdigen Wiesen, von denen etwa der vierte Theil Wässerung erhält, ertragen durchschnittlich 25 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd per Morgen. Die besten Wiesen werden mit 900 fl., die mittleren mit 500 fl. und die geringsten mit 300 fl. per Morgen bezahlt.

Die Obstzucht ist bedeutend und wurde von dem verstorbenen Schultheiß Gänsle und dessen Sohn, dem dermaligen Ortsvorstand, auf’s Beste gehoben; man pflegt vorzugsweise Luiken, Goldparmäne, Reinetten, Zippereräpfel, Rosenäpfel, Knausbirnen, welsche Bratbirnen, Bogenäckerinnen, Harigelsbirnen und ziemlich viel Zwetschgen. Eine Baumschule hat Schultheiß Gänsle nach Hohenheimer Vorschrift anlegen lassen; sie liefert die Jungstämme nicht nur für den Ort und die nächste Umgegend, sondern auch für weitere Entfernungen. In guten Jahrgängen wird ziemlich viel Obst nach Außen verkauft.

Die beträchtliche Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer tüchtigen, mit Simmenthaler gekreuzten Landrace, welche durch 3 Simmenthaler Bastardfarren verbessert und nachgezüchtet wird. Die Zuchtstiere hält, nebst 2 Schafböcken, einem Ziegenbock und einem Eber, ein Ortsbürger gegen jährlich 150 fl. und der Nutznießung von einigen Morgen Feldern. Mit Vieh wird einiger Handel auf benachbarten Märkten getrieben.

Die Brach- und Stoppelweide ist an einen fremden Schäfer um 100 fl. jährlich verpachtet und die Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse etwa 500 fl. ein.

Neben der nicht bedeutenden Schweinezucht werden viele Ferkel von Außen bezogen und nach 1/4 oder 1/2 Jahr wieder verkauft.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)