Seite:OAB Nagold 259.png

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Die Gebäude gehörten im Jahr 1500 dem Bürgermeister Georg Behr, und an einem derselben war auf der Vorderseite eine aus Stuck gearbeitete Bärenjagd angebracht (Kunstblatt 1831 Nr. 96.).

Die Stadt ist mit Trinkwasser hinreichend versehen und nur in dem oberen, höher gelegenen Stadttheile lassen die Brunnen in ganz trockenen Sommern zuweilen nach. Von den vorhandenen 10 laufenden Brunnen sind der Marktbrunnen und der Spießbrunnen die bedeutendsten; ersterer ist 4röhrig und mit einer Brunnensäule versehen, auf der das lebensgroße Standbild eines geharnischten Ritters, einen Schild mit dem Württ. Wappen haltend, angebracht ist. An der Brunnensäule selbst steht die Jahrszahl 1653. Der 3röhrige in der Nähe des Spießthors gelegene Spießbrunnen, wird schon im Jahr 1486 des Peter Spießen Brunnen genannt. Ein Theil der Brunnen wird von Quellen am Eckberg gespeist, die in einer beträchtlichen Höhe gefaßt sind und von denen das Wasser vermöge des sehr großen Falls unter der Nagold durch bis in die Mitte der Stadt getrieben wird; ein anderer Theil der Brunnen erhält sein Wasser mittelst einer Wasserleitung von der Effringer Höhe her. Nach einer chemischen Untersuchung des Apothekers Seeger enthält das vom Eckberg hergeleitete Wasser folgende Bestandtheile:

Kohlensaurer Kalk 1,460
Schwefelsaurer  „ 0,320
Kohlensaure Bittererde 0,080
Schwefelsaure
0,560
Salzsaure
0,120

Im Allgemeinen ist die Markung Quellenreich und überdieß fließt die Nagold nicht nur um die Stadt, sondern auch auf eine Strecke von 11/2 Stunden über die Ortsmarkung und setzt die Klostermühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang, die Mittelmühle mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang, die untere Mühle nebst Walkmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und außerhalb der Stadt eine Sägmühle in Bewegung.

Der 1/4 Stunde unterhalb der Stadt in die Nagold einmündende Fischbach treibt eine Ölmühle mit Hanfreibe, eine Walkmühle, eine Säg- und Lohmühle und eine weitere Lohmühle.

Die Nagold tritt nicht selten aus ihrem Bett und richtet dann an den zunächst gelegenen Gütern Schaden an; von großer Bedeutung war die Überschwemmung im Jahr 1567 und im Oktober 1824 rißen die Hochfluthen die 20′ hohe und 4′ dicke Stadtmauer, welche Jahrhunderte der Gewalt des Wassers widerstand, auf eine Strecke von 600′ nieder.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_259.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)