Seite:OAB Nagold 264.png

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höchsten Preise eines Morgens Wiese betragen 500 fl., die mittleren 300 fl. und die geringsten 200 fl. Von dem Futterertrag wird über den eigenen Bedarf noch ein großer Theil nach Außen abgesetzt.

Die ziemlich ausgedehnte Obstzucht liefert verhältnißmäßig keinen erheblichen Ertrag, indem die Obstblüthe häufig von Frühlingsfrösten und kalten Nebeln leidet; man pflegt neben ziemlich viel Zwetschgen die gewöhnlichen Mostsorten und in den Gärten auch etwas Tafelobst. Das Obst wird im Ort selbst verbraucht.

Die Zucht der Pferde ist unbedeutend, dagegen die des Rindviehs sehr beträchtlich und gehört zu den besseren des Bezirks, wozu das kräftige und reichliche Futter viel beiträgt; man züchtet eine tüchtige Landrace, welche durch 4 Simmenthaler Farren gekreuzt und veredelt wird. Die Haltung der Zuchtstiere hat der Pächter der Staatsdomäne Reuthin gegen jährlich 60 fl. und der Nutznießung von 8 Morgen Wiesen übernommen. Der Handel mit Vieh ist nicht bedeutend.

Die mit vorzugsweise englischer Race sich beschäftigende Schweinezucht ist sehr ausgedehnt und befriedigt nicht nur das örtliche Bedürfniß, sondern erlaubt noch einen namhaften Verkauf nach Außen.

Auf der Markung laufen etwa 400 Stücke gewöhnliche und Bastardschafe, welche den Ortsbürgern gehören; jeder schafhaltende Bürger entrichtet je nach der Zahl der Stücke sein Weidgeld an die Gemeindekasse, was derselben 250 fl., die Pferchnutzung aber 7–800 fl. jährlich einträgt.

Die Zucht der Ziegen beschränkt sich auf etwa 40 Stücke und die der Bienen ist im Abnehmen begriffen.

Durch den Ort führt die Landstraße von Nagold nach Calw, die erst in den Jahren 1852/54 auf Staatskosten von Wildberg nach Calw angelegt wurde. Vicinalstraßen sind nach Gültlingen, Sulz, Ober-Jettingen, Effringen und Schönbronn angelegt, so daß dem Ort sein Verkehr nach allen Richtungen hin gesichert ist.

Die Stadt hat das Recht alljährlich 3 Vieh- und Krämermärkte und 2 Flachs-, Vieh- und Krämermärkte abzuhalten.[1] Herzog Eberhard Ludwig verlieh im Jahr 1723 der Stadt das Recht einen Schäfermarkt und eine Nebenlade zu errichten, (Sattler top. Geschichte von Würtemberg S. 241), welcher seither alle 2 Jahre d. 21. Sept.


  1. Die Stadt hatte schon im Jahr 1600 zwei Jahrmärkte, den einen am 8. Mai, den andern an Martini.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_264.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)