Seite:OAB Nagold 269.png

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Landstraße. In den Hofraum eingetreten steht links am Eingang das ansehnliche Maiereigebäude, das unter einem Dache, außer dem Öconomiegebäude, die Wohnungen des Pächters der Staatsdomäne und des Kameralamtsdieners enthält; zunächst von demselben steht quer herüber eine Scheuer. An der südlichen Seite des Hofraums lagern sich die ehemalige Kastenknechtswohnung, eine Scheuer und ein alter Fruchtkasten. Mit der Vorderseite gegen den Eingang gekehrt steht an der östlichen Seite des Hofraums das Kameralamt, ein 2 stockiges, im modernen Styl gehaltenes Gebäude, das, nachdem das ehemalige Kloster nebst Kirche den 19. November 1824 mit allen Mobilien, Acten etc. gänzlich abbrannte, im Jahr 1825/26 neu erbaut wurde. Vor demselben befindet sich ein 4röhriger, von den Eckbergquellen gespeister Brunnen und im Rücken des Gebäudes schließt sich ein kleiner, besonders ummauerter Hofraum und der ehemalige Klostergarten an.

Nach Aufhebung des Klosters waren ein Klosterhofmeister und ein Pächter mit ihren Familien in Reuthin; als im Jahr 1807 die Klosterhofmeisterstelle aufhörte, wurde Reuthin der Sitz eines Kameralverwalters.

Der Staat hat auf der Markung Wildberg ein zerstreut liegendes Gut, das in 2/8 Morgen 29,5 Ruthen Gärten, 1127/8 Morgen 11,0 Ruthen Äcker, 344/8 Morgen 4,8 Ruthen Wiesen und 245/8 Morgen 0,6 Ruthen Weiden besteht. Das Gut ist einem Pächter um die Summe von 1000 fl. jährlich zur Benützung überlassen, und wird von demselben in 3zelgiger Flureintheilung rationell bewirthschaftet. Auf dem Gut ist sehr schönes Vieh aufgestellt.

Von dem ehemaligen Kloster sind nur noch einige Grabplatten übrig geblieben, welche nach längerer Verwahrlosung in neuester Zeit geeignet aufgestellt wurden. Sie rühren, was die ältesten betrifft, von der Familie der Stifter, der Grafen von Hohenberg her (z. B. ANNO . DNI . MCCXCIX . IIII . JDVS . IVLII . O(biit) OTTHO .... mit dem gräflich hohenbergischen Wappen, darunter kleiner das pfalzgräflich tübingische, da seine Mutter eine geborene Pfalzgräfin von Tübingen war; der Grabstein Kunigundens, geb. Gräfin von Werthheim, † 1359, Gemahlin des im Jahr 1388 gestorbenen Grafen Otto von Hohenberg.[1] Sonst noch sind von Wohlthätern und anderen Personen mehrere vorhanden, von verschiedenen Herren von Gültlingen,


  1. Nach Crusius Annal. Suev. 3, 295 stund auch: Anno domini 1356 obiit Conradus comes de Hohenberg miles 8 Jdus Februarii. Auch der letzte Graf von Hohenberg, Sigmund † 1486 zu Ehingen, ist allhier begraben.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Nagold. Karl Aue, Stuttgart 1862, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Nagold_269.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)