Seite:OAB Neuenbuerg 005.png

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Ganzen ein wildverworrenes Ansehen verleihen. Nicht allein der Granit, sondern hauptsächlich das Rothliegende bilden hier malerische Felspartien und letzteres geht nicht selten in spitzen, thurmähnlichen Felsmassen zu Tage, die einen überraschenden, imposanten Anblick gewähren. Die vielfältig gekrümmten Thäler dieser Gruppe sind, mit wenigen Ausnahmen, sehr schmal und durchaus für den Wiesenbau benützt, während an den untersten Ausläufern der sonst bewaldeten, terrassenförmig und hoch aufsteigenden, vielfältig durch Seitenrinnen unterbrochenen Thalgehängen Ackerbau getrieben wird.

2) Die Partie des Muschelkalks, welche größtentheils für den Ackerbau und theilweise für den Weinbau benützt wird, umfaßt nur den nördlichsten Theil des Bezirks (Birkenfeld, Obernhausen, Ottenhausen, Rudmersbach etc.) und bildet hier den Saum des Schwarzwaldes. Tritt man in nördlicher Richtung aus den weitgedehnten, unübersehbaren Nadelwaldungen des bunten Sandsteins, so geben sich die ersten Andeutungen des Muschelkalks durch die schmutzig gelbe Farbe der dolomitischen Mergel, welche mit dem frischen Roth des bunten Sandsteins contrastirt, auffallend zu erkennen, ohne jedoch einen merklichen Unterschied in den Terrainformen hervorzurufen. Bald aber erheben sich über diesen Mergeln die ziemlich stark markirten, langgestreckten Hügel des Wellenkalkes, welche den im Allgemeinen flach hinziehenden Rücken sporadisch aufgesetzt sind, und deren südliche Abhänge meist für den Weinbau benützt werden. Die Thäler dieser Gruppe, welche übrigens noch in die oberste Schichte des bunten Sandsteins (rother Schieferletten) leicht eingefurcht sind, beginnen mit langgestreckten Flachmulden und ziehen zwischen den mit Hügeln besetzten, flachwelligen Rücken in wenig Krümmungen fort. Die theils für den Ackerbau benützten, theils als Wälder bestockten Thalgehänge, haben eine ganz unbeträchtliche Höhe und sind überdieß nicht steil ansteigend, zuweilen sogar ziemlich flach und unbedeutend. Abgesehen von den abweichenden Terrainformen, unterscheidet sich diese Gruppe von dem übrigen waldreichen Theil des Bezirks durch den hier vorherrschenden Acker- und Weinbau, wie durch eine ausgedehntere, bessere Obstzucht und das Auftreten der Laubwaldungen, während die sonst im Bezirk allgemeinen Nadelwaldungen hier eine ganz untergeordnete Rolle spielen.

Überblicken wir noch einmal die Totalphysiognomie des ganzen Bezirks und fragen wir nach den Ursachen der natürlichen Bildung der verschiedenen Züge derselben, so sind diese allerdings in der vorherrschenden Gebirgsformation in erster Linie bedingt, dagegen finden wir bei ein und denselben Gebirgsarten dennoch verschiedene

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_005.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)