Seite:OAB Neuenbuerg 023.png

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4. Boden.

Die Bodenverhältnisse des Bezirks, welche im Verein mit dem etwas rauhen Klima sich im Allgemeinen mehr für den Waldbau, als für die Feldkultur eignen, bestehen größtentheils aus den Zersetzungen der anstehenden Gebirgsarten und sind deshalb in den geognostischen Verhältnissen bedingt. Weit vorherrschend ist daher ein röthlicher, eisenhaltiger Sandboden, eine Verwitterung des bunten Sandsteins, der mit geringen Ausnahmen den ganzen Bezirk bildet. Diese bunten Sandsteinböden sind übrigens ziemlich verschieden, indem nicht immer die gleichen Schichten der Formation die Oberfläche bilden, sondern einerseits die quarzreichen, andererseits die thonigen oder thonigsandigen vorherrschen. In den westlichen und südlichen Theilen des Bezirks tritt daher ein quarzreicher Boden auf, der sich hauptsächlich für den Waldbau eignet und auch durchgängig für denselben benützt wird. In den östlichen, theilweise auch in nördlichen Gegenden des Bezirks dagegen wird der quarzreiche Sandstein mehr von den Thonsandsteinen oder gar von dem rothen Schieferletten überlagert, deren Zersetzungen einen mehr oder minder sandigen Thonboden liefern, welcher nicht nur der Waldvegetation zuträglich ist, sondern auch für die Landwirthschaft benützt wird, und bei reichlicher Düngung einen ziemlich guten Ertrag liefert. In dem nördlichsten Theile des Oberamtsbezirks, wo die untersten Glieder der Muschelkalkformation sporadisch auftreten, geht der rothsandige Thonboden allmälig in die schmutzig gelben, kalk- und thonreichen Verwitterungen des Wellendolomits und des Wellenmergels über, welche meist für den Feldbau, die südlichen Abhänge des Wellenmergels aber für den Weinbau benützt werden. Zuweilen werden dieselben, wie auch, jedoch viel seltener, die rothen Sandböden von einem tiefgründigen, sehr fruchtbaren Diluviallehm überlagert. Bei Loffenau und Herrenalb liefern die Verwitterungen des Rothliegenden fruchtbare, ziemlich thonreiche Sandböden, auf denen theilweise Feldbau und bei Loffenau sogar Weinbau getrieben wird. Der bei Loffenau, Herrenalb, Wildbad und im Eyachthal erstehende Granit liefert einen sehr kalireichen, etwas gebundenen fruchtbaren Boden, welcher der Vegetation sehr zuträglich ist. Torf- und Moorgrund, von den ersten Anfängen der Versumpfung und Versaurung des Bodens bis zur eigentlichen Torfbildung, kommt nicht selten auf den Höhen und namentlich bei dem wilden See in großer Ausdehnung vor; derselbe eignet sich in seiner vollkommenen Ausbildung nicht einmal für die Waldvegetation, welche hier nur noch in ganz kümmerlichem Zustande auftritt. In den Thälern haben sich sehr fruchtbare,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_023.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)