Seite:OAB Neuenbuerg 024.png

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meist sandig-thonige Alluvialgebilde abgelagert, die durchgängig üppige Wiesengründe nähren, deren Ertrag durch die ihnen zukommende Wässerung noch bedeutend gesteigert wird. Ganz in der Nähe der Gewässer, zuweilen auch in der ganzen Breite der Thalsohle, setzen die nicht selten austretenden Flüsse und Bäche öfters zum Nachtheil der Wiesengründe eine Menge Sand und Gerölle ab, welche für jede Kultur unfähig sich zeigen (s. auch über die verschiedenen Bodenarten die Ortsbeschreibungen).


5. Luft und Witterung.

In einem Bezirke, dessen Erhebung über das Mittelmeer sich von 764′ (niederster Punkt Austritt des Laufbachs bei Loffenau) bis 3309 württ. Fuß (höchster Punkt Langmartskopf bei Herrenalb) steigert, müssen nothwendig die klimatischen Verhältnisse sehr verschieden sein; in der Gegend um Loffenau und in dem nördlichsten Theile des Bezirks entspricht daher das Klima dem von Stuttgart, während die höher gelegenen Gegenden wie bei Dobel, Langenbrand etc. zu den rauhesten des Landes gehören. In Folge dieser klimatischen Verhältnisse erscheint im diesseitigen Bezirk eine Verschiedenheit in den Vegetationsverhältnissen, wie sie in keinem andern Bezirk des Landes getroffen wird; so zwar, daß in den tieferen Gegenden, wie bei Loffenau und in den nördlichsten Theilen des Bezirks nicht nur alle Acker- und Gartengewächse, sondern auch feineres Obst und die Rebe freudig gedeihen; ja sogar die eßbare Kastanie wird bei Lofenau in den Waldungen getroffen. Dagegen will auf den höchsten Stellen die Rothtanne nicht mehr fortkommen, jedenfalls zeigt sie ein weit kümmerlicheres Aussehen als in den tieferen Gegenden, wo sie, namentlich an den Gehängen, in der schönsten Vollkommenheit auftritt. Auf hohen, torfigen Punkten ist sogar die Waldvegetation eine ganz geringe und nur die Legforche tritt hier noch vereinzelt auf. Auf den Höhen bei Dobel, Langenbrand etc., wo bereits Feldbau getrieben wird, gedeiht weder Obst noch Dinkel, so daß sich hier die Landwirthschaft hauptsächlich mit dem Anbau von Hafer, Kartoffeln etc. beschäftigt. Die Luft ist wegen der balsamischen Ausdünstung der weitgedehnten Nadelwaldungen äußerst rein und gesund, auf Höhen aber nebenbei scharf, rauh und durch Luftströmungen stets bewegt. Nicht selten aber treten die Winde, namentlich die von West und Südwest herkommenden, orkanartig auf und richten zuweilen in den Waldungen beträchtlichen Schaden an. Die sehr schneereichen Winter beginnen meist schon im Oktober und dauern bis Mitte April, so daß sich der Frühling erst spät

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 024. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_024.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)