Seite:OAB Neuenbuerg 025.png

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einstellt und nur einen ganz kurzen Übergang zu dem Sommer bildet; der gleiche Fall tritt auch bei dem Herbste ein, der in der Regel sich bald in den Winter umgestaltet. Frühlingsfröste schaden häufig in Wald und Feld, und auf den rauhesten Punkten trifft man in der Mitte des Monats Mai, ja zuweilen noch im Juni, an einzelnen Stellen Schnee an. In Folge der ausgedehnten, über 2/3 des Bezirks bedeckenden Waldungen sind die wässerigen Niederschläge aus der Atmosphäre (Regen, Schnee, Thau, Nebel etc.) weit bedeutendere als in den übrigen, nicht zum Schwarzwald gehörigen Gegenden Württembergs und betragen z. B. nahezu noch so viel als in Stuttgart. Diese großen Niederschläge aus der Atmosphäre sind aber nicht allein in dem Umstande bedingt, daß sich die Regenwolken überhaupt mehr auf waldige Gebirge entladen, sondern auch in den bedeutenden Ausdünstungen des stets beschatteten, feuchten Waldbodens und der vielen Gewässer (Quellen, Bäche, Flüsse und Sümpfe). Diese Ausdünstungen, welche besonders während oder nach dem Regenwetter häufig wolkenartig in den Thälern und an den Gehängen herumziehen, gestalten sich bald zu eigentlichen Wolken und entladen sich wieder in Regen oder Schnee auf die Gegend, so daß hier gleichsam ein beständiger Kreislauf der Feuchtigkeiten stattfindet. Nicht selten, namentlich im Spätjahr, sind die Thäler und tiefer liegende Gegenden in dichte Nebel gehüllt, während die Höhen klares Wetter und warmen Sonnenschein haben. Eigentliche Flußnebel kommen selten vor, nur zuweilen dringen im Herbste die Nebel aus der Rheinthalebene in das Enzthal herein. In den Thälern herrscht den Sommer über öfters eine beinahe unerträgliche Hitze, weil die Sonnenstrahlen in diesen engen, sehr tiefen Einschnitten gleichsam eingesperrt sind und die Luft bewegungslos auf ihnen liegt; dagegen sind die Nächte auch den Sommer über meist kühl. Die Ernte tritt auf den Höhen um 14 Tage später ein als in den tiefer gelegenen Gegenden (Loffenau etc.). Gewitter sind gerade nicht häufig und nur selten richten sie Schaden an, indem sie sich meist über die Waldungen, welche als natürliche Ableiter dienen, entladen; ebenso kommt das Einschlagen des Blitzes in Gebäude selten vor. Für Wetterscheiden gelten der Mauzenstein bei Bernbach, der Dobel, der Sauberg bei Engelsbrand, der Brennerberg bei Langenbrand, der Bühl bei Schömberg u. s. w. 1

Genaue Witterungsbeobachtungen im Sinne des meteorologischen Vereins sind bis jetzt im Bezirk nicht angestellt worden. Der mittlere Barometerstand des Jahrs 1852, auf 15° R. reducirt, betrug in

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 025. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_025.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)