Seite:OAB Neuenbuerg 061.png

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richtet. Die Eiche, Forche und wohl auch die Weißtanne läßt man auf günstigem Standort einzeln und in kleineren Horsten mitunter auch ein höheres, nach Umständen auf 200–250 Jahre ansteigendes Alter erreichen, um seltene werthvolle Nutzhölzer zu erziehen.

Nicht nur für die Waldungen des Staats, sondern auch zum größeren Theil für die der Korporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane vorhanden; auch haben die Gemeinden Wildbad, Neuenbürg und Loffenau für die Bewirthschaftung ihrer beträchtlichen Waldungen eigene Gemeindeförster aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz der Nadelwaldungen etwa 60 %, das der Laubwaldungen 5 % der ganzen Holzproduction; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 0,5 Klafter pr. Morgen angegeben.

Von Nebennutzungen sind zu nennen: 1) die Waldstreu, als Laub, Heide, Pfrieme, Heidelbeere, Moos, dürres Waldgras, Farrenkraut, ist wegen des verhältnißmäßig unbedeutenden Stroherzeugnisses sehr gesucht und die größte Calamität der Gegend, weil sie den Wald – die Hauptnahrungsquelle der Bevölkerung – unfehlbar zerstört. Die in andern Gegenden des Landes so sehr geschätzte Reisstreu (Nadelstreu, Hackstreu), welche bei den jährlichen Holzhieben in großen Massen abfällt, wird hier verschmäht und verdirbt im Walde oder wird dort in Asche umgewandelt.

2) Die Gräserei wird, obgleich der Boden nur wenig Gras erzeugt, dennoch zum Nachtheil der Waldungen eifrig betrieben und sogar auf junge Schläge und Kulturen ausgedehnt; auch die junge Heide dient häufig zur Winterfütterung.

3) Die Waldweide ist namentlich in den höheren Lagen des Bezirks ebenso ausgedehnt im Betrieb wie die Gräserei. Nur ein kleiner, gegen die Nagold einhängender Theil der Staatswaldungen ist von der Weidservitut durch Ablösung befreit und es haben in Folge dessen die betreffenden Gemeinden: Ober-Lengenhardt, Unter-Lengenhardt, Beinberg, Maisenbach, Bieselsberg und Schwarzenberg die Stallfütterung eingeführt.

4) Das Eckerig gewährt wegen der immer mehr verschwindenden Mastbäume (Eichen, Buchen) keinen erheblichen Ertrag. Bemerkenswerth ist jedoch die Frucht der zahmen Kastanie (Castanea vesca), welche in den tieferen Lagen der Loffenauer Gemeindewaldungen vorkommt und dort beinahe alljährlich zur Reife gelangt. Überdieß wird in reichen Samenjahren der Samen von den Weißtannen und Forchen zur Wiederaussaat gesammelt, wobei viel Arbeitslohn verdient wird.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)