Seite:OAB Neuenbuerg 100.png

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freien, öffentlichen Plätzen der Stadt sind zu nennen: der geräumige, gut gepflasterte Marktplatz und der hinter der Kirche und dem Decanathaus gelegene Kirchplatz; außerhalb der Stadt, etwa 1/8 Stunde an der linken Seite der Enz thalaufwärts liegt der mit Tannen bepflanzte Maienplatz.

Von Pforzheim her zieht eine Staatsstraße mitten durch die Stadt nach Calmbach, wo sie sich theilt und einerseits nach Wildbad anderseits nach Calw fortsetzt; auf der Höhe nördlich von Neuenbürg, ehe diese Straße die Stadt erreicht, lenkt von ihr, übrigens noch auf Gräfenhauser Markung, eine zweite Hauptstraße nach Herrenalb ab, durch welche die Verbindung der Stadt mit Schwann, Herrenalb, Loffenau und dem Murgthal hergestellt wird. Überdieß sind Vicinalstraßen nach Gräfenhausen, Arnbach und Waldrennach angelegt; von letzterer lenkt hinter dem Schloßberg eine erst in neuester Zeit hergestellte Vicinalstraße nach Engelsbrand, Grunbach etc. ab.

Gutes, stets frisches Trinkwasser liefern 5 laufende Brunnen, welche aus 2 Quellen gespeist werden, von denen eine sehr reichhaltige, oberhalb der Stadt im Enzthale gefaßt, mittelst einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung der Stadt zugeführt wird, während die andere in dem der Stadt zunächst gelegenen hinteren Berg das bessere, etwas weichere Wasser liefert, das jedoch in ganz trockenen Jahren versiegt. Die Enz trägt, vermittelst der Flößerei, nicht nur Vieles zu der Lebhaftigkeit der Stadt bei, sondern bietet auch mancherlei Gewerben hilfreich die Hand. Sie tritt aber auch öfters aus und beschädigt zuweilen Güter, Gebäude und Brücken; im Jahr 1824 wurden von ihr alle Brücken, Stege, mehrere Häuser etc. weggerissen; die schwersten Sägblöcke schwammen durch die Straßen der Stadt, so daß der verursachte Schaden gegen 12.000 fl. betrug. Durch die Überschwemmung im J. 1851 wurde die untere Brücke so beschädigt, daß sie im Winter 1852/53 neu hergestellt werden mußte.

Von öffentlichen der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

1) die beinahe in der Mitte der Stadt stehende Pfarrkirche, (einst der h. Maria geweiht), deren Unterhaltung der Stadt und zu 1/10 der Filialgemeinde Waldrennach obliegt, wurde nach dem Brande neu erbaut und 1789 vollendet (die frühere Kirche war erst im Jahr 1776–1781 erbaut worden). Das Innere der im modernen Rundbogenstyl erbauten Kirche, welcher der Chor fehlt, ist weiß getüncht, freundlich, geräumig und hell; die im Rococcogeschmack gehaltene, weiße mit Gold verzierte Kanzel enthält den Namenszug des Herzogs Carl. Der Thurm, welcher mit seinen unteren Stockwerken in

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_100.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)