Seite:OAB Neuenbuerg 104.png

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auf die Erbauung in der romanischen Periode zurückweist. Auch ist an der Westseite ein uralter Thierkopf (vermuthlich Löwenkopf) eingemauert. Ohne Zweifel stand hier das ursprüngliche alte Schloß, wofür auch der noch vorhandene, großartige Keller zeugt; auf den Resten dieses Schlosses wurde später ein Gebäude aufgeführt, das übrigens nach seiner Architektur ursprünglich eine andere Bestimmung als die eines Fruchtspeichers gehabt zu haben scheint. Von diesem Gebäude haben sich nur die 4 Wände noch erhalten, während der Einbau und die Bedachung gänzlich verschwunden sind, dagegen liefern die noch vorhandenen Überreste ein vollendet malerisches Bild einer großartigen Ruine. Die alten Mauerwände mit ihren Fensteröffnungen sind bis zu den Giebeln mit dem üppigsten Epheu umrankt und in den Mauerritzen haben sich verschiedene Holzarten angesiedelt, die den Vegetationsschmuck dieser Ruine vortheilhaft vermehren. In dem inneren Raum der Ruine sprossen schöne Waldbäume, wie Ahorn, Ulmen etc. mit ihren frischen Kronen über die Giebeln, und einzelne Äste zu den Fensteröffnungen hinausragend. Die Ruine ist mit einer starken, Epheu umrankten Mauer umgeben, an der sich drei Halbrondele befinden, und außerhalb dieser Mauer lauft an der Ostseite ein tiefer Burggraben, der die von Natur zugängliche Seite befestigte. Nördlich der Ringmauer, an die Außenleite der Gartenmauer sich anlehnend, steht der Rest eines Thurms, der mit frischem Epheu dermaßen überrankt ist, daß er bei flüchtiger Betrachtung einem dichten Baume gleicht, und dessen im spät germanischen Styl gehaltener Eingang durch diese Maurenliebende Pflanze beinahe zugedeckt wird. Der Burggraben und das an der Ost- und Nordseite sich anlehnende sogenannte Schloßwäldchen ließ ein früherer Bewohner des Schlosses (Oberförster von Moltke) mit schattigen Wegen durchziehen und daselbst Ruhebänke errichten, so daß hier die Natur mittelst künstlicher Nachhilfe sinnig verschönert ist[1].

Die Stadtgemeinde Neuenbürg zählte am 3. December 1846 1763 Ortsangehörige, darunter 1748 Evangelische und 11 Katholiken, die in 377 Familien lebten. Verehelichte befanden sich darunter 574, Wittwer 24, Wittwen 61, Geschiedene 5. Nach den einzelnen Altersklassen zählte man Personen:


  1. Von dem Schloß läßt die Sage nach der, über der Enz gegenüber liegenden Waldenburg einen unterirdischen Gang führen, dessen Thüren verschüttet seien, und in welchem ein schneeweißes Fräulein, die Enzjungfrau einen Schatz hüte. Baader Volkssagen aus Baden 251.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_104.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)