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Bernbach,
Gemeinde III. Kl. mit 891 Einw., worunter 6 Kath. a. Bernbach, Dorf, Filial von Herrenalb, 564 Einw. b. Hardtscheuer, Haus, 9 Einw. c. Moosbronn, Weiler, 64 Einw.


Das Kirchdorf Bernbach, 33/4 Stunden westlich von der Oberamtsstadt und 1 Stunde nordwestlich von dem Mutterort, liegt nahe der Landesgrenze am nördlichen Fuß des eigentlichen Schwarzwaldes, der hier mit dem hoch und kräftig sich erhebenden Mauzenstein endet. Östlich vom Ort liegt der minder hohe Hardtberg, während sich gegen Norden ein sanft welliges Flachland anlehnt. Zunächst am Dorf beginnt das anmuthige Bernbachthal, über dessen linken Gehängen der Ort zwischen den Tannschachberg (äußerste Spitze des Mauzensteins) und dem Hardberg eingezwängt, eine reizende Lage hat. Ersteigt man den steilen Mauzenstein, dann erschließt sich dem Auge ein Panorama, das zu den schönsten des Bezirks gehört; der Blick schweift hier in die schöneren Partien des Murgthales, in das Rheinthal bis Speyer, in das Elsaß, an die Vogesen, die Hardt und über einen großen Theil des Flachlandes von Baden und Württemberg.

Der freundliche und reinlich gehaltene Ort hat durchschnittlich aus Holz gut erbaute mit steinernen Unterstöcken versehene Häuser, die größtentheils mit Ziegeln und einzelne noch mit Schindeln gedeckt sind. In der Mitte des Orts steht die nicht große, jedoch freundliche Kirche, welche aus den Steinen einer früher hier bestandenen Ebersteinischen Burg erbaut seyn soll; sie ist Eigenthum der Gemeinde und wird von derselben im Bau unterhalten. Der Begräbnißplatz, auf den auch die Verstorbenen von Moosbronn beerdigt werden, liegt außerhalb (nördlich) des Orts.

Das Schulhaus, welches neben den Lehrzimmern, die Wohnungen der beiden an der Schule angestellten Lehrer und ein Rathszimmer enthält, ist für Bernbach und Moosbronn gemeinschaftlich.

In der bestehenden Industrieschule erhalten hauptsächlich arme Mädchen Unterricht; das Material wird von der Industriekasse angeschafft und aus dieser der Lohn für die Arbeiten bezahlt.

Das Dorf hat Mangel an Quellwasser, da die vorhandenen drei Rohrbrunnen nicht selten in trockenen Jahrgängen versiegen, so daß die Einwohner ihr Trinkwasser aus dem 1/4 Stunde entfernt gelegenen, sogenannten „alten Brunnen“ holen müssen. Unfern des Orts, am Fuß des Mauzensteins, beginnt der Bernbach, welcher sich nach einem 1/2stündigen Lauf unterhalb der Kullenmühle mit der Alb vereinigt.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)