Seite:OAB Neuenbuerg 120.png

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Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde kräftige Leute, die in Sitte, Benehmen, Tracht, Sprache ganz den badischen Typus haben; sie sind sehr fleißig, übrigens größtentheils ganz unbemittelt und suchen sich ihr spärliches Auskommen durch Taglohnarbeiten, Holzmachen und Feldbau zu sichern. Letzterer ist auf eine kleine Markung beschränkt, und der Dünger bedürftige Boden (Verwitterung des bunten Sandsteins) verlangt eine starke Aussaat, gewährt aber dennoch nur geringen Ertrag, zumal da bei dem ungenügenden Viehstand mit Dünger nicht gehörig nachgeholfen werden kann. Früher war im Ort ein größerer Gewerbetrieb, und es befanden sich hier mehrere geschickte Messerschmiede, Dreher, Bildweber, wie die Ortsbewohner überhaupt sehr gelehrig sind. Die ungünstigen Zeiten haben diese Leute verdrängt und meist über den Ocean geführt. Auch von den übrigen Bewohnern sind viele ausgewandert, so daß es an junger lediger Mannschaft fehlt.

Die Luft ist rein, trocken, scharf, den Winter über häufig nebelicht, die Nächte sind sogar im hohen Sommer etwas kühl und Frühlingsfröste kommen nicht selten, dagegen Hagelschlag nur wenig vor. Die Vegetation ist gegen Herrenalb um etwa 8 Tage und gegen Loffenau um 14 Tage zurück; feinere Gewächse wie Gurken, Bohnen etc. gedeihen nicht gerne.

Die Landwirthschaft wird den natürlichen Verhältnissen angemessen betrieben und verbesserte Einrichtungen, wie die Anlegung von Composthäufen, haben Eingang gefunden. Dreifelderwirthschaft besteht nicht, es werden abwechselnd Kartoffeln und nach diesen entweder Hafer oder Roggen gebaut. Zur Aussaat rechnet man auf den Morgen 8–10 Sri. Hafer und 4–5 Sri. Roggen; der Ertrag wird zu 4–5 Scheffel Hafer und zu 3–4 Scheffel Roggen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 3 fl. bis 150 fl.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen liegen in nicht hinreichender Ausdehnung, in dem Bernbachthale und liefern durchschnittlich 40–45 Cent. Futter. Ein Morgen kostet 100 bis 200 fl.

Wegen der hohen und rauhen Lage des Orts ist die Obstzucht von keiner Bedeutung.

Die für Rindvieh und Schweine vorhandenen Weiden, die übrigens wenig Nahrung liefern, sind meist steinigte, magere Steppen.

Der Viehschlag ist gut, übrigens weit nicht mehr so ausgedehnt wie früher, wo der Verkauf von nachgezogenem Rindvieh eine besondere Erwerbsquelle der Einwohner bildete; auch die Schweinezucht, die vor dem Erscheinen der Kartoffelkrankheit ausgedehnt und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)