Seite:OAB Neuenbuerg 124.png

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Birkenfeld,
Gemeinde II. Kl., Pfarrdorf mit Marktrecht, nebst Mahlmühle, Schwarzloch-Sägmühle und Ziegelhütte, 1191 Einw. – Evang. Pfarrei.


An dem nördlichen Saume des Schwarzwaldes liegt 5/4 Stunden nordöstlich von Neuenbürg und 11/2 Stunden südwestlich von der badischen Stadt Pforzheim der ansehnliche freundliche Ort, dessen gut unterhaltene Straßen theilweise mit Trottoir versehen sind. Das enge zusammengebaute, hinter Obstbäumen versteckte Dorf hat in einer muldenförmigen Vertiefung, am Beginn eines Seitenthälchens des nur 1/8 Stunde entfernten Enzthales eine angenehme, hohe Lage, die eine weite Aussicht in das Enzthal und an den Stromberg zuläßt. Von den durchgängig mit Ziegeln gedeckten, aus Holz und Stein erbauten Gebäuden nennen wir:

Die Pfarrkirche, die im Jahr 1828 auf Kosten der Gemeinde mit einem Aufwand von 28.000 fl. im modernen Rundbogenstyl, an der Stelle der früheren, 337 Jahre alten Kirche neu erbaut wurde; der ebenfalls neue, ziemlich hohe mit Zeltdach versehene Thurm steht an der Nordseite und enthält 2 Glocken, von denen die größere 1755, die kleinere 1702 gegossen wurde. Das geräumige, weißgetünchte Innere der flachschließenden, chorlosen Kirche enthält außer einem alten, in neuerer Zeit wieder hergestellten Bild des Gekreuzigten und einem germanischen, hohlen Taufstein nichts Bemerkenswerthes. Um die Kirche liegt der auf 3 Seiten ummauerte, im Jahr 1828 namhaft vergrößerte Begräbnißplatz, welcher, wie auch die Kirche, von der Stiftungspflege mit Unterstützung der Gemeindepflege unterhalten werden muß.

Das zunächst der Kirche stehende Pfarrhaus, welches Eigenthum der Gemeinde ist, wurde im Jahr 1822 mit einem Aufwand von 2200 fl. beinahe ganz neu erbaut und befindet sich in gutem baulichen Zustande.

Das von drei Seiten frei, nahe der Kirche gelegene Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer und ein Zimmer für den Lehrgehilfen, während der Schulmeister ein besonderes, der Gemeinde gehöriges Haus bewohnt. Das Rathhaus ist zwar alt, aber in neuester Zeit gründlich wieder hergestellt worden. Öffentliche Gebäude sind ferner: ein Waschhaus, ein Armenhaus und 2 neuerdings von der früheren Zehntherrschaft (Baden) erkaufte Keltern, eine mit 2, die andere mit 3 Bäumen.

Der Ort erhält sein Wasser aus 4 laufenden und 2 Schöpfbrunnen, die übrigens in trockenen Jahrgängen wo nicht ganz versiegen,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)