Seite:OAB Neuenbuerg 130.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Enz, die andere von dem Calmbächle in Bewegung gesetzt werden und je 2 Mahlgänge und einen Gerbgang enthalten. Überdieß sind 7 theils in, theils außerhalb des Orts gelegene Sägmühlen vorhanden (s. hierüber unten).

Gutes, wohlschmeckendes Wasser liefern reichlich 10 laufende Brunnen.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, durch schwere Arbeit abgehärtete, von Charakter und Sitten etwas derbe Leute, die nicht selten ein hohes, kräftiges Alter erreichen, so daß 70jährige Flößer noch mit Flößen nach Mannheim fahren. Ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Holzhandel, Flößerei, Holzhauen, Holzführen und Taglohnen; eigentliche Bauren gibt es nicht im Ort. Von den Gewerben sind, außer den gewöhnlichen Professionisten, die Mahl- und Sägemühlen, eine Bierbrauerei und 4 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, zu nennen. Der Holzhandel mit Floßholz und Schnittwaaren ist sehr bedeutend und die im Ort ansäßigen Holzhändler treiben immerhin ein Capital von 150.000 fl. jährlich um. Dieser bedeutende Verkehr, wie die Nähe von Wildbad machen den Ort sehr lebhaft und bieten viele Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst, was um so mehr nöthig ist, als nur ein Theil der Einwohner sich in günstigen Vermögensverhältnissen befindet, während der größere Theil derselben von dem täglichen Verdienst lebt.

Was die natürlichen Verhältnisse betrifft, so ist die Luft in Folge der nahen, sehr ausgedehnten Waldungen gesund und rein, übrigens schaden zuweilen Frühlingsfröste und kalte Nebel dem Obst und den feineren Gewächsen; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten, dagegen haben Wolkenbrüche schon öfters namhaften Schaden angerichtet. Der für die Landwirthschaft benützte Boden besteht im Allgemeinen aus ergiebigem, mit Lehm gemengtem Sand; an einzelnen Stellen, wie bei der Ziegelhütte, tritt auch reiner Diluviallehm auf.

Der Ackerbau, der nur an den unteren Ausläufern der in den übrigen Theilen bewaldeten Gehängen getrieben wird, ist ganz unbedeutend und wird größtentheils den Weibern und Kindern überlassen. Man baut willkürlich Winterroggen, Hafer, etwas Gerste und vorzugsweise Kartoffeln; Flachs und Hanf geräth gerne. Die Feldgüter sind in kleinen Parzellen vertheilt und die Preise von 1/4 Morgen Acker bewegen sich von 60–120 fl. Von größerer Bedeutung ist der Wiesenbau, welcher die nicht unbeträchtliche Thalebene ausschließlich einnimmt. Die im Allgemeinen sehr ergiebigen, durchaus zwei-, theilweise dreimähdigen, größtentheils wässerbaren Wiesen ertragen durchschnittlich 45 Cent. Futter pr. Morgen. Die Preise eines

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_130.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)