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Engelsbrand,
Gemeinde III. Kl. Engelsbrand, Dorf, mit Ober-Größelthal-Sägmühle, und Unter-Größelthal-Sägmühle, 867 Einw. Pfarr-Filial von Langenbrand.


Das ansehnliche Dorf[1] hat 5/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt und 1 Stunde nördlich von dem Mutterort, auf der Hochebene zwischen dem Enz- und Nagoldthale eine äußerst freundliche Lage. Der weitläufig gebaute, mit Obstbäumen umgebene Ort lagert sich am Anfang des mit einer weit ausgerundeten, wiesenreichen Mulde beginnenden Engelbachthälchens und genießt durch das ringsum etwas erhöhte Terrain einigen Schutz gegen rauhe Winde. Die theilweise sehr ansehnlichen im Allgemeinen sauberen, ländlichen Gebäude, sind von Holz mit steinernen Unterstöcken erbaut und theils mit Ziegelplatten, theils mit Schindeln gedeckt.

Die im obern Theil des Orts etwas erhöht gelegene, dem heil. Antonius geweihte Kirche ist schon sehr alt und war ursprünglich eine stark besuchte Wallfahrtskapelle, an welche die gegenwärtige Kirche angebaut wurde. Von dem früheren germanischen Styl derselben haben mehrfache Veränderungen nur noch einen spitzbogigen Eingang in seiner ursprünglichen Form gelassen. Der monströse, in seinen unteren Theilen noch alte Thurm, geht gegen oben in ein neu aufgesetztes Achteck über, das mit einem Zeltdach, auf dem ein kleines Thürmchen emporwächst, gedeckt ist. Von dem schmucklosen Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in das um drei Stufen höher gelegte, untere Stockwerk des Thurms, das hier die Stelle des Chors vertritt; dasselbe enthält ein schön construirtes Netzgewölbe, dessen Gurten von Fratzengesichtern ausgehen und auf dessen Schlußstein Maria mit dem Jesuskinde und die Jahrszahl 1486 angebracht ist; letztere gibt ohne Zweifel die Zeit der Erbauung des Thurms und des Langhauses an. An den Thurm stößt die uralte, noch mit einem Tonnengewölbe und schmalen Lichtöffnungen versehene Kapelle, gegenwärtige Sacristei. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde zu besorgen. An der Kirche liegt der ummauerte Begräbnißplatz.

Das sehr ansehnliche Schul- und Rathhaus ist im Jahr 1838 mit einem Gemeindeaufwand von 9000 fl. neu erbaut worden; es enthält 2 geräumige Lehrzimmer und die Gelasse für den Gemeinderath. Die Wohnung des Schulmeisters und Lehrgehilfen befindet sich


  1. Früher auch Ingelsbrand geschrieben. Der Name kommt her vom Mannsnamen Ingil, Engil, und Brand, d. i. Platz, welcher durch Brand ausgereutet worden ist.
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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)