Seite:OAB Neuenbuerg 158.png

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Trinkwasser, das übrigens nicht besonders gut ist, liefern 3 laufende und 2 Pumpbrunnen; überdieß fließt an der nördlichen Seite des Orts der bei Obernhausen beginnende Bach vorüber, auch der südöstlich vom Ort entspringende Endelbach fließt mitten durch das Dorf und vereinigt sich unterhalb desselben mit dem erst genannten Bache. 1

Die Pfarrkirche, welche Eigenthum der örtlichen Stiftungen ist, liegt erhöht oben an dem unbedeutenden Abhange gegen das Endelbachthälchen und ist mit einem ummauerten ehemaligen Begräbnißplatz umgeben, an welchen nördlich das Pfarrhaus und südlich das Schulhaus angrenzen. Die Kirche ist angeblich von einem Ruprecht von Straubenhardt im Jahr 1108 gegründet (Crusius Annal. Suev. 3, 376), 1607 neu aufgebaut, 1745 bedeutend erweitert und 1823/24 im Innern neu eingerichtet worden. In Folge dieser Veränderungen hat dieselbe nicht nur in ihrem Äußern allen architektonischen Schmuck verloren, sondern auch eine, wesentlich von den gewöhnlichen Kirchenbauten abweichende Figur erhalten. Der in der Mitte der Südseite des Langhauses stehende viereckige Thurm, welcher in die Kirche hineinragt, ist in seinen unteren Theilen sehr alt; an seiner südwestlichen Ecke ist ein Stein eingemauert, der auf der einen Seite in Basrelief die ganze Figur des Herkules, auf der andern die Minerva enthält; beide Figuren sind etwa 3′ hoch, vortrefflich gearbeitet und mit Ausnahme der Köpfe gut erhalten. Innerhalb des Thurmes befindet sich eine viereckige Wandnische, die ohne Zweifel früher als Tabernakel diente, wie überhaupt das untere Stockwerk des Thurms nach allen Andeutungen ursprünglich die Stelle des Chors vertrat; an der Seitenwand dieser Nische ist ein Stein angebracht, auf dem ein weiteres römisches Bildwerk, eine 2′ hohe weibliche Figur in Basrelief dargestellt ist. Diese entschieden römischen Bildwerke haben zur Ansicht geleitet, daß der Thurm selbst noch aus römischer Periode stamme, allein dagegen spricht die durchaus deutsche Bauart desselben; wahrscheinlicher ist, daß diese römischen Bildwerke von der nahe am Ort bestandenen römischen Niederlassung (siehe hierüber unten) herrühren und bei dem Bau des Thurmes benützt und eingemauert wurden. Den unteren alten Theilen des Thurmes wurde später ein hölzernes Achteck mit spitzem Schieferdach aufgesetzt. Von den auf dem Thurme hängenden 3 Glocken wurde die größte 1757, die mittlere 1786 und die kleinste 1693 gegossen. Das weiß getünchte, freundliche Innere der Kirche enthält mehrere auf dem Boden liegende Grabdenkmale, von denen eines folgende Inschrift trägt: Anno domini 1543 starb der edel und vest Junker .... von Strubenhart,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_158.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)