Seite:OAB Neuenbuerg 160.png

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Ort ist in dem bunten Sandstein ein Steinbruch angelegt, der vortreffliche Platten, Bau- und Werksteine liefert.

Hagelschlag ist seit Menschengedenken nicht vorgekommen.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen gut betrieben, obgleich verbesserte Ackergeräthe noch immer zu den Seltenheiten gehören und die Einrichtung der Düngerstätten noch Manches zu wünschen läßt. Zur Besserung des Bodens benützt man außer dem gewöhnlichen Stalldünger, die Jauche, den Gyps auf Kleefelder und besonders den sich immer wieder erneuernden aufgeschwemmten Boden in den Thälern, der nicht selten zum Nachtheil der Wiesen gewonnen und auf die Äcker, wie in die Weinberge gebracht wird.

Bei dem Ackerbau ist die Dreifelderwirthschaft mit vollständig angeblümter Brache üblich; von den Getreidearten baut man Dinkel, Hafer, Sommerwaizen, Gerste und nur wenig Roggen, während in der Brache Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, Luzerne und etwas Esparsette), Angersen, Bodenkohlraben, Erbsen, Bohnen, Hanf für den eigenen Bedarf, ziemlich viel Reps und Mohn zum Anbau kommen. Bei einer Aussaat von 7 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer und 21/2 Sri. Gerste beträgt der durchschnittliche Ertrag 7–8 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Hafer und 3–4 Scheffel Gerste pr. Morgen. Kartoffeln werden 16 Sri. auf den Morgen ausgesteckt und 300 Sri. geerntet. Die Preise der Äcker bewegen sich von 80 bis 800 fl. pr. Morgen. Die meisten Früchte werden im Ort selbst verbraucht.

Der Wiesenbau ist ergiebig und ziemlich ausgedehnt, obgleich an einzelnen Stellen auch saures Futter erzeugt wird; die Wiesen, von denen etwa die Hälfte bewässert werden kann, sind zum Theil dreimähdig, und ertragen durchschnittlich 50–60 Centner Futter; sie werden pr. Morgen mit 200–800 fl. bezahlt.

Der Weinbau, welcher an den südlichen Gehängen des Kesselbergs und des Wickenbühls, theilweise auch auf den Anhöhen betrieben wird, nimmt allmälig an Ausdehnung ab, dagegen hat sich das Erzeugniß durch Anpflanzen besserer Sorten, besonders Clevner, bedeutend gebessert. Die Reben, von denen 3400 Stöcke auf einen Morgen kommen, werden nicht bezogen; etwa die Hälfte derselben besteht aus Clevnern, die übrigen sind Elblinge, Silvaner, Trollinger etc. Der durchgängig lagerhafte Wein wird in günstigen Jahren gut und kostete pr. Eimer in den Jahren 1818 –:· 66 fl., 1834 –:· 33 fl. und 1846 –:· 42–56 fl.; aus dem reinen Clevner Wein wird übrigens über 1/3 mehr erlöst. Ein Morgen hat schon in ganz ergiebigen Jahren, z. B. 1828, 12–16 Eimer ertragen;

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_160.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)