Seite:OAB Neuenbuerg 164.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Frühmesserei (vrgl. auch Kausler 159). Das Patronat derselben ist landesherrlich, da obiger Kauf vom 16. Oct. 1442 auch die Lehenschaft der Kirche ausdrücklich mitbegriff. Im J. 1479 wurde ihr Unter-Niebelsbach als Filial zugetheilt, dagegen Conweiler von ihr abgetrennt. Sonst sind noch Arnbach und Ober-Niebelsbach hier eingepfarrt.


Grunbach,
Gemeinde III. Kl. mit 584 Einw.; Dorf, Pfarr-Filial von Langenbrand.


Das Dorf Grunbach (gewöhnlich bei den 7 Eichen genannt) eine Stunde nordöstlich von dem Mutterort und 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt, liegt auf dem Gebirgsstock zwischen der Enz und der Nagold, nahe an dem Abhange gegen das Nagoldthal und der württ.-badischen Landesgrenze. Der mittelgroße Ort ist an einem ziemlich stark gegen Norden geneigten Bergrücken hingebaut, der sich bis zu den beinahe 1/8 Stunde südlich gelegenen 7 Eichen aufwärts zieht und dort eine Höhe erreicht, von der man eine ausgezeichnete Aussicht in die Rheingegend, an die Vogesen, über einen großen Theil des Großherzogthums Baden und über einen Theil von Württemberg bis gegen Leonberg, den Asberg, den Stromberg etc. genießt; überdieß gestattet der Punkt bei den sogenannten 7 Eichen, von denen übrigens nur noch eine steht, einen Blick in das nur 1/4 Stunde entfernte freundliche Nagoldthal.

Die Gebäude, welche mit wenigen Ausnahmen theils an einer quer über den Bergrücken ziehenden, theils an einer den Bergrücken aufwärts führenden Straße lagern, sind aus Holz mit steinernen Unterstöcken erbaut und etwa die Hälfte derselben noch mit Schindeln gedeckt; auch hat das Dorf einzelne sehr ansehnliche, mit verschindelten Außenwänden versehene Bauernwohnungen aufzuweisen. Die Kirche mit dem anstoßenden, ummauerten Begräbnißplatz liegt im westlichen Theil des Orts; sie ist alt, übrigens styllos verändert und nur der untere Theil des 4eckigen Thurms hat sich in seiner ursprünglichen Bauart noch erhalten. Der obere, später aus Holz aufgebaute Theil des Thurms trägt ein geschmackloses Satteldach, das kaum über den First der Kirche emporragt. Auf dem Thurme hängen zwei Glocken, von denen die größere 1852 und die kleinere 1710 gegossen wurde. In dem unscheinbaren Inneren führt ein spitzer Triumphbogen, über dem die Jahrszahl 1495 angebracht ist, in das untere Stockwerk des Thurms, der hier die Stelle des Chors vertritt; dasselbe enthält ein germanisch gefülltes Spitzbogenfenster und ein schönes Netzgewölbe, dessen Gurten von Fratzengesichtern

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neuenbürg. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Neuenbuerg_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)